Machthaber Kim Jong Un festigt seine Position
Vor sieben Monaten ist er zum "obersten Führer" der Partei, Armee und des Staates ausgerufen worden. Jetzt wurde er auch zum Marschall ernannt.
Seoul - Nordkoreas junger Machthaber Kim Chongun stärkt weiter seine Position innerhalb der mächtigen Streitkräfte.
Sieben Monate nach seiner Ausrufung zum "obersten Führer" der Partei, Armee und des Staates wurde ihm nun der Titel eines Marschalls verliehen. Das berichteten die staatlichen Medien des kommunistischen Landes am Mittwoch. Die Entscheidung wurde danach von den höchsten Führungsgremien getroffen, darunter der Nationalen Verteidigungskommission, deren erster Vorsitzender der knapp 30-jährige Kim ist.
In der Beförderung sehen Beobachter einen weiteren Schritt, Kims Macht zu festigen. In den Tagen zuvor hatte es bereits weitere Anzeichen für eine Umbildung in der Militärelite des Landes gegeben. Nachdem der Generalstabschef Ri Yong Ho am Sonntag entmachtet worden war, wurde einen Tag später der bisher weitgehend unbekannte General Hyon Yong Cho zum Vize-Marschall erhoben. Die Maßnahmen hatten im Ausland Spekulationen über einen möglichen internen Machtkampf in Pjöngjang ausgelöst. Ri könnte Opfer einer Säuberungsaktion sein. Auch wurde vermutet, Hyon werde Ri als Armeechef ablösen. Nach offiziellen Angaben wurden Ri von der herrschenden Arbeiterpartei alle Ämter aufgrund einer Erkrankung entzogen.
Kurz nach dem Tod seines Vaters und Vorgängers Kim Jong Il im Dezember wurde Kim Chongun auch offiziell der Oberbefehl über die 1,2 Millionen Mann starke Volksarmee übertragen. Die Armee gilt als Rückgrat des Regimes, das den Streitkräften eine Vorrangstellung einräumt. Kim Jong Il war im Februar posthum zum Generalissimus erhoben worden - ein Titel, der noch über dem des Marschalls liegt.
Angesicht der Vorgänge in Nordkorea rief in Südkorea Präsident Lee Myung Bak am Mittwoch ein Sicherheitstreffen mit Ministern, Sicherheitsberatern und dem Geheimdienstchef ein. Lee habe angeordnet, "die Entwicklung in Nordkorea genau im Auge zu behalten", sagte ein Sprecher. Aus Militärkreisen hieß es, die Aufklärungsaktivitäten mit Blick auf Nordkorea seien verstärkt worden. Beide Länder befinden sich völkerrechtlich noch im Kriegszustand, da seit dem Ende des Korea-Kriegs (1950 - 1953) bis heute noch kein Friedensvertrag geschlossen wurde.
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