Lymphdrainage für die Männerpartei
Noch nie war etwas so umstritten bei der CSU wie die Frauen-Quote. Seehofer siegt knapp
MÜNCHEN Küsschen, Küsschen, der Glaubenskrieg ist gewonnen. Vier Stunden heißer Kampf um sage und schreibe 40 Frauen, die künftig in der 150000 Mitglieder starken CSU in Vorstandsämtern mitregieren sollen. Seehofer spricht von einer „schweren Schlacht“. Die Gegner der Mini-Quote fahren die ganz großen Geschütze auf: „Recht“ und „Freiheit“, einige reden gar von „Sozialismus“.
An vorderster Front die Vize-Chefin der JU: „Die Quote ist Unrecht. Und Unrecht darf nicht mit Unrecht bekämpft werden“, ruft Katrin Poleschner unter großem Beifall. CSU-Vize Peter Ramsauer, Vater von vier Töchtern, säuselte dagegen: „Das ist doch Lichtjahre entfernt von einer Quote, was wir hier wollen. Es ist nicht mal Druck, höchstens ein Drückelchen. Eine Lymphdrainage, mit der man etwas leicht in Bewegung setzt.“ Ex-Familien-Ministerin Christa Stewens packt Seehofer am Nerv: Wer am ersten Ferienwochenende einen Parteitag veranstalte, denke überhaupt nicht an Frauen und Familie. „Die fahren da mit ihren Kindern in den Urlaub.“ Und zu Ferienende hat Seehofer eine Kabinettsklausur angesetzt.
Bis zuletzt musste er vor einer Niederlage zittern. Nur 56 Prozent der Delegierten folgten ihm bei der Quote, es gab 350 Gegenstimmen. Frauen-Unions-Chefin Angelika Niebler ließ Sektkorken knallen, und Seehofer sank erleichtert in ihre Arme. bö
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