Lizenz zum Bohren

Sex, Drogen und Öl – ein Untersuchungsbericht des amerikanischen Innenministeriums enthüllt pikante Details aus den fragwürdigen Geschäftsbeziehungen einer Außenstelle des US-Ministeriums zu Energie-Konzernen
von  Abendzeitung
Stolzer Adler – auf dem Siegel der moralisch bedenklichen Minerals Management Service.
Stolzer Adler – auf dem Siegel der moralisch bedenklichen Minerals Management Service. © ho

WASHINGTON - Sex, Drogen und Öl – ein Untersuchungsbericht des amerikanischen Innenministeriums enthüllt pikante Details aus den fragwürdigen Geschäftsbeziehungen einer Außenstelle des US-Ministeriums zu Energie-Konzernen

Die Zufriedenheit des Geschäftspartners bekamen US-Regierungsbeamte an ihren erogenen Zonen zu spüren: Eine Außenstelle des Ministeriums in Denver, die Minerals Management Service (MMS), ist in einen prekären Sex-Skandal verwickelt. Die Kontrollaufsicht des amerikanischen Innenministeriums schreibt in ihrem Bericht von einer „Kultur des Drogenmissbrauchs und der sexuellen Freizügigkeit“.

Die betroffene Außenstelle des Ministeriums erteilt Lizenzen für Ölbohrungen auf dem Land, das dem Bund gehört. Dabei ist es üblich, dass die Ölkonzerne für die Lizenzen mit Öl bezahlen – „royality in kind“ heißt diese gängige Praxis. Das Öl wird dann an Energieversorger verkauft oder für Notzeiten eingelagert. Letztes Jahr wurden so Geschäfte im Wert von 4,3 Millionen Dollar abgewickelt.

Earl Devaney ist der Generalinspektor, der den Kontrollbericht über die MMS verfasst hat. Von einer starken Verbrüderung zwischen den Beamten und den Konzernmitarbeitern schreibt er.

Sex mit den weiblichen Geschäftspartnern war gängige Praxis

Dieses herzliche Verhältnis zwischen den Geschäftspartnern äußert sich etwa in gemeinsamen Golf- und Skiausflügen mit anschließendem Gourmet-Dinner im feinen Restaurant – auf Rechnung der Ölkonzerne selbstverständlich. Bei gemeinschaftlichen Gelagen sollen neben jeder Menge Alkohol auch Drogen im Spiel gewesen sein. Die netten Ausflüge bedingten meist einen Aufenthalt im Hotel, auch der auf Konzern-Kosten. Und oftmals noch inklusive: Erotische Zimmerbesuche der weiblichen Konzernangestellten.

Zahlreiche Gaben von vergleichsweise geringem Wert, aber von frappierender Häufigkeit nahmen die Beamten ebenfalls entgegen. Im untersuchten Zeitraum zwischen 2002 und 2006 zählt der Bericht allein bei zwei Mitarbeitern über 135 Einzelfälle auf.

Der ehemalige Leiter der Behörde, Gregory Smith, sieht sich mit noch härteren Anschuldigungen konfrontiert: Er soll Regierungsaufträge an eine Beraterfirma erteilt haben, für die er selbst tätig war.

Der ebenfalls beschuldigte Jimmy Mayberry hat sich bereits für schuldig erklärt, gegen gesetzliche Bestimmungen zur Vermeidung von Interessenskonflikten verstoßen zu haben.

Auch die Präsidentschaftskandidaten kommen an dem Skandal nicht vorbei

Ermittler Devaney empfiehlt die Entlassung der Beschuldigten, die noch bei der MMS angestellt seien, und eine lebenslange Sperre für das Öllizenzprogramm. Randall Luthi, Direktor der MMS, nimmt die Vorwürfe „äußerst ernst“: Er will angemessene Maßnahmen ergreifen.

Auch die Präsidentschaftskandidaten werden sich mit dem Skandal befassen müssen: Beide sind mit der Frage konfrontiert, ob sie weitere (eigentlich aus Naturschutzgründen umstrittene) Ölbohrungen unterstützen würden.

lka

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