Liechtensteins Fürst nennt Deutschland „Viertes Reich“
VADUZ - Der Fürst hat dem Jüdischen Museum in Berlin mitgeteilt, Liechtenstein werde keine Kultur-Leihgaben mehr nach Deutschland geben. Das ist sein gutes Recht. Was er sonst noch mitzuteilen hat und wie er das tut, überrascht allerdings.
Der Fürst von Liechtenstein hat schwere Vorwürfe gegen Deutschland erhoben und in diesem Zusammenhang von einem «vierten Reich» gesprochen. Fürst Hans-Adam II. schrieb die Worte vom «vierten Reich» ausgerechnet in einer Absage für eine Leihgabe an das Jüdische Museum Berlin.
Hintergrund der Attacke sind offenbar Ermittlungen gegen deutsche Steuersünder mit der Verwicklung von Banken in Liechtenstein. «Mit dem Zweiten Deutschen Reich befinden wir uns noch immer im Kriegszustand, da dieses untergegangen ist, bevor es mit uns Frieden schließen konnte», schrieb das Staatsoberhaupt in einem Brief an das Museum, der am Donnerstag vom «Tages-Anzeiger» in Zürich veröffentlicht wurde. Gemeint ist das 1918 nach dem Ersten Weltkrieg aufgelöste Kaiserreich.
«Ich hoffe, wir werden auch ein viertes überleben»
«Das Dritte Reich ist Gott sei Dank untergegangen, bevor es seine Drohung in die Tat umsetzen konnte, das Fürstentum Liechtenstein 'anzuschließen'», schrieb der Fürst weiter. Danach heißt es: «Was die deutsch-liechtensteinischen Beziehungen betrifft, warten wir hier auf bessere Zeiten, wobei ich zuversichtlich bin, denn in den vergangenen zweihundert Jahren haben wir immerhin schon drei Deutsche Reiche überlebt, und ich hoffe, wir werden auch noch ein viertes überleben.»
Am Donnerstag meldete sich das Fürstenhaus zu Wort, offensichtlich, weil es geschockt war über die Presseberichte im Laufe des Tages war. «Fürst Hans-Adam II. hat seine Äußerung, dass sich das Dritte Reich nie wiederholen möge, auf die Zukunft bezogen und damit keinen Bezug zum heutigen Deutschland hergestellt», hieß es in der Pressemitteilung. Er habe die grauenhaften Ereignisse des Dritten Reiches nicht verharmlosen wollen.
Absage: Keine Leihgaben mehr nach Deutschland
Das Jüdische Museum Berlin hatte sich für eine Ausstellung zum Thema «Raub und Restitution» für ein Gemälde aus der fürstlichen Sammlung interessiert. Mit Datum vom 24. Juni gab der Fürst dem Berliner Museumsdirektor Michael Blumenthal Bescheid, man habe sich entscheiden, keine Leihgaben mehr nach Deutschland zu bringen.
Die Bundesrepublik Deutschland sei in ihren Beziehungen zum Fürstentum Liechtenstein je länger desto weniger geneigt, sich an den Grundprinzipien des internationalen Völkerrechts zu orientieren. Der Fürst verwies auf die Weigerung Deutschlands, ein Gemälde herauszugeben, das nach dem Zweiten Weltkrieg in der damaligen Tschechoslowakei konfisziert worden war.
Belastungen durch die Steueraffäre
Die Beziehungen zwischen Berlin und Vaduz sind erheblich belastet. Hintergrund sind Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung. Dabei kaufe der Bundesnachrichtendienst einem ehemaligen Angestellten der dem Liechtensteiner Fürstenhaus gehörenden LGT-Bankengruppe vertrauliche Kundendaten ab. Diese werden nun in Deutschland für Verfahren gegen Steuerhinterzieher verwendet, die ihr Vermögen in Liechtenstein vor dem Finanzamt verstecken wollten. (AP)
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