Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage am Dienstag

Nach fast 14 Monaten Krieg ringen sowohl Russlands Streitkräfte als auch die der Ukraine um Munitionsnachschub. Kiew erhofft sich Hilfe von einem hochkarätig besetzten Treffen. Die News im Überblick.
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Ein ukrainischer Soldat feuert einen Granatwerfer an der Frontlinie in Bachmut ab.
Ein ukrainischer Soldat feuert einen Granatwerfer an der Frontlinie in Bachmut ab. © LIBKOS/AP/dpa

Kiew - Die ukrainische Führung erhofft sich vom kommenden Treffen im sogenannten Ramstein-Format weitere Unterstützung im Kampf gegen die russischen Angreifer.

Bei den monatlichen Beratungsrunden der Unterstützer der Ukraine, benannt nach dem US-Stützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz, geht es um militärische und zivile Unterstützung für das von Russland angegriffene Land. Die ukrainische Führung bereitet sich nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj auf das nächste Treffen vor und klärt zurzeit ihren Bedarf an Waffen und Munition, vor allem für schwere Geschütze.

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"Ich habe vorbereitende Gespräche geführt", sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache, nachdem er sich mit den Befehlshabern seiner Streitkräfte beraten hatte. "Und wir erwarten solide Entscheidungen, die den Perspektiven auf dem Schlachtfeld gerecht werden." Er sprach von "ziemlich ehrgeizigen Aussichten, denen wir uns nach Kräften nähern wollen". Neben Munitionslieferungen habe er mit den Generälen auch Produktionsmöglichkeiten durch staatliche und private Unternehmen erörtert.

Ukraine: Erneut Dutzende russische Angriffe abgewehrt

Das nach dem Ort des ersten Treffens in Ramstein benannte Format wird nach Zusammenkünften an verschiedenen Orten in den vergangenen Monaten am 21. April wieder in Rheinland-Pfalz fortgeführt.

Die ukrainischen Streitkräfte wehrten am Montag im Osten des Landes nach eigener Darstellung erneut Dutzende Angriffe russischer Truppen ab. Als "Epizentrum der Kampfhandlungen" gab der Generalstab in Kiew in seinem täglichen Lagebericht einmal mehr die Städte Bachmut und Marjinka an. Dort seien im Laufe des Tages rund 50 Angriffe aus fünf verschiedenen Richtungen "unter hohen Verlusten des Feindes" abgeschlagen worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Russische Truppen und Wagner-Armee kämpfen um Bachmut

Bei der Schlacht um die bereits weitgehend zerstörte, aber symbolträchtige Stadt Bachmut im Gebiet Donezk gehen die russischen Truppen und die Privatarmee Wagner nun koordinierter gegen die ukrainischen Verteidiger vor. Russische Erstürmungseinheiten, darunter Fallschirmjäger, hätten zwei Stadtviertel im Nordwesten und im Zentrum von Bachmut eingenommen, sagte ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums.

Der Chef der Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin, bestätigte das gemeinsame Vorgehen. Demnach schützen die regulären Truppen die Flanken der Privatarmee im Kampf gegen die ukrainischen Streitkräfte. Prigoschin hatte zuletzt immer wieder kritisiert, dass das russische Verteidigungsministerium zu wenig unternehme, um Bachmut einzunehmen. Vor allem hatte der Vertraute von Kremlchef Wladimir Putin einen Mangel an Munition beklagt.

Auf ukrainischer Seite wurde zuletzt bestätigt, dass russische Kämpfer ins Zentrum Bachmuts vorgedrungen seien. Nach russischen Angaben sind rund 80 Prozent der Stadt erobert, die vor dem Krieg rund 70.000 Einwohner zählte. Die Ukraine will Bachmut trotz allem nicht aufgeben.

Putin reiste laut Kreml in annektierte Gebiete

Fast 14 Monate nach Beginn der von ihm angeordneten Invasion ist Russlands Präsident Wladimir Putin Kremlangaben zufolge erneut ins Kriegsgebiet in der Ukraine gereist. In den Gebieten Cherson und Luhansk habe Putin sich mit dort kämpfenden russischen Truppen getroffen, hieß es in der am Dienstag in Moskau veröffentlichten Mitteilung. In Cherson im Süden der Ukraine habe er sich die Lage vom Kommandeur der Luftlandetruppen, Generaloberst Michail Teplinski, schildern lassen. In Luhansk im Osten habe der 70 Jahre alte Kremlchef Generaloberst Alexander Lapin und andere hochrangige Offiziere getroffen.

Zudem habe er den russischen Soldaten angesichts des orthodoxen Osterfestes am vergangenen Wochenende eine Ikone geschenkt, teilte der Kreml weiter mit. Staatliche russische Medien veröffentlichten zudem ein kurzes Video, das den Hubschrauber zeigen soll, mit dem Putin in den besetzten Gebieten reiste.

Wann genau der Truppenbesuch stattgefunden haben soll, wurde nicht bekanntgegeben. Am Wochenende war Putin noch in Moskau gewesen und hatte etwa an einem Ostergottesdienst von Patriarch Kirill teilgenommen.

Ukrainischer Verteidigungsminister entschuldigt sich bei Türkei

Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow bat die Türkei um Entschuldigung für seinen Vergleich der ukrainischen Kriegsverluste mit türkischen Erdbebenopfern. "Die Ukraine hat Mitgefühl mit dem türkischen Volk", beteuerte Resnikow via Twitter. Zuvor hatte er der spanischen Zeitung "La Razón" gesagt, dass die Verluste der ukrainischen Armee unter der Zahl der Todesopfer der Erdbebenkatastrophe vor gut zwei Monaten in der Türkei lägen. Konkretere Angaben könne er aufgrund der Geheimhaltung nicht machen. Bei dem Erdbeben Anfang Februar starben allein in der Türkei über 50.000 Menschen, auch im benachbarten Syrien gab es viele Tote.

Russischer Außenminister dankt Brasilien

Russlands Außenminister Sergej Lawrow dankte Brasilien für Unterstützung im Konflikt mit der Ukraine und stellte dessen baldiges Ende in Aussicht, wenn Moskaus Forderungen erfüllt werden sollten. "Wir sind natürlich daran interessiert, dass der Ukraine-Konflikt so schnell wie möglich endet", wurde Lawrow, der sich am Montag zu einem Besuch in der Hauptstadt Brasília aufhielt, von der russischen Staatsagentur Tass zitiert. Unter einem schnellen Kriegsende versteht Russland die Anerkennung der eroberten Teile der Ukraine als russisches Staatsgebiet.

Der brasilianische Außenminister Mauricio Vieira bekräftigte das Interesse seines Landes an einer friedlichen Lösung und kritisierte Sanktionen gegen Russland. Brasilien hängt als einer der weltweit führenden Agrarproduzenten von Düngemitteln aus Russland ab.

EU-Kommission sieht Importverbote für Getreide kritisch

Die EU-Kommission sieht von Ungarn, Polen und der Slowakei verhängte Importverbote für Getreide aus der Ukraine kritisch. Eine Sprecherin der Brüsseler Behörde betonte auf Nachfrage, dass Handelspolitik in die ausschließliche Zuständigkeit der EU falle und daher einseitig ergriffene Maßnahmen nicht akzeptabel seien. In schwierigen Zeiten sei es wichtig, alle Entscheidungen innerhalb der EU abzustimmen. Landwirte in mehreren östlichen EU-Staaten sehen sich durch den im Zuge des Krieges ermöglichten zollfreien Import großer Mengen ukrainischen Getreides unverhältnismäßiger Konkurrenz ausgesetzt. Die slowakische Regierung begründete das Importverbot damit, dass billigere Produkte aus der Ukraine den Markt der angrenzenden EU-Länder destabilisieren würden.

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3 Kommentare
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  • Rudi B. am 18.04.2023 13:10 Uhr / Bewertung:

    Man wird das Gefühl nicht los, dass Selenskyj, vorher ein Schauspieler und Regisseur, sich als Hauptdarsteller in einem schlechten Kriegsfilm fühlt. Unsere ukrainischen Flüchtlingsnachbarn sind entsetzt, wie junge Soldaten für ein paar Landstriche mit mehrheitlich russischer Bevölkerung geopfert werden.

  • Dr. Right am 18.04.2023 16:08 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Rudi B.

    Es geht um deutlich nehr als "ein paar Landstriche". Russland sicherte in der Schlussakte von Helsinki, der Charta von Paris sowie der NATO-Russland-Grundakte den Ländern das Recht auf Selbstbestimmung, territoriale Integrität und freie Bündniswahl zu. Im Fall der Ukraine tritt noch das Budapester Memorandum hinzu, mit dem die Achtung der territorialen Integrität der Ukraine zugesichert wurde. Es geht daher in dem Krieg um
    - Achtung der territorialen Integrität;
    - das Recht auf freie Bündniswahl;
    - Selbstbestimmung,
    Rechte, die Russland zugesagt hat, jedoch missachtet. Gegenüber der Ukraine erstmals 2014, dann erneut 2022.

    Bereits der 2015 ermordete russische Oppositionspolitiker Nemzow sagte: "Putin ist Krieg!".

  • Der wahre tscharlie am 18.04.2023 17:09 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Rudi B.

    "Unsere ukrainischen Flüchtlingsnachbarn sind entsetzt,"
    Gschichten, Gschichten......warum sind sie dann geflohen?

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