Königsflagge über Palast in Kathmandu eingeholt

Kathmandu (dpa) - Einen Tag nach der Abschaffung der 240 Jahre alten Monarchie in Nepal ist die Königsflagge am Palast in Kathmandu eingeholt und durch die Nationalflagge ersetzt worden.
von  Abendzeitung
König Gyanendra wird künftig ein gewöhnlicher Bürger Nepals sein.
König Gyanendra wird künftig ein gewöhnlicher Bürger Nepals sein. © dpa

Kathmandu (dpa) - Einen Tag nach der Abschaffung der 240 Jahre alten Monarchie in Nepal ist die Königsflagge am Palast in Kathmandu eingeholt und durch die Nationalflagge ersetzt worden.

Das Innenministerium teilte am Donnerstag mit, dieser Schritt stehe in Einklang mit der Ausrufung der Republik durch die verfassunggebende Versammlung am Abend zuvor. Nepalesische Medien berichteten, König Gyanendra und seine Familie hielten sich weiterhin im Palast auf. Die Regierung hat dem Monarchen 15 Tage Zeit gegeben, den Palast zu räumen. Erwartet wurde, dass er der Anordnung Folge leistet. Gyanendra hat sich bislang nicht zum Ende der Monarchie geäußert, gegen deren Abschaffung aber auch keinen Widerstand geleistet.

Rund 400 Jugendliche versammelten sich am Donnerstag trotz eines Demonstrationsverbots am Palast. Sie skandierten «Gyanendra muss den Palast verlassen» und «Lang lebe die Republik Nepal». Die Polizei drängte die Demonstranten ab. Der Führer der Maoisten und mutmaßliche künftige Regierungschef Prachanda, der den bewaffneten Widerstand gegen die Monarchie angeführt hatte, sagte zur Ausrufung der Republik: «Dies ist eine epochale Entscheidung, die die Nation verändern wird.» UN-Generalsekretär Ban Ki Moon gratulierte dem nepalesischen Volk zur «historischen» ersten Sitzung der verfassunggebenden Versammlung, bei der das Ende der Monarchie am Mittwochabend beschlossen worden war.

Der König hatte vor kurzem durch Vertraute mitteilen lassen, auch nach Ausrufung der Monarchie werde er in Nepal bleiben. Innenminister Krishna Prasad Sitaula hatte am Mittwoch vor der verfassunggebenden Versammlung gesagt, der König werde künftig ein gewöhnlicher Bürger sein. Die Maoisten, die den Regierungschef der neuen Übergangsregierung stellen werden, hatten verkündet, Gyanendra dürfe bleiben, wenn er sich an die Gesetze halte. Die Abgeordneten der verfassunggebenden Versammlung hatten am Mittwochabend fast einstimmig für das Ende der Monarchie und die Ausrufung der Republik gestimmt. In Südasien verbleibt nun als letztes Königreich Bhutan.

Die verfassunggebende Versammlung in Nepal fungiert als Übergangsparlament und wird auch eine neue Interimsregierung bestimmen. Die Maoisten hatten die Wahl zur Versammlung am 10. April gewonnen, haben dort aber keine absolute Mehrheit. Bis 2006 hatten die Maoisten zehn Jahre lang mit Waffengewalt gegen die Monarchie gekämpft. Der Konflikt kostete mehr als 13 000 Menschen das Leben.

König Gyanendra hatte im Februar 2005 den Ausnahmezustand über Nepal verhängt und selber die Macht ergriffen. Als Grund hatte er den Aufstand der Maoisten angegeben, die zu dem Zeitpunkt weite Teile Nepals kontrollierten. Die Maoisten und mehrere Parteien verbündeten sich gegen den König. Unter dem Druck der Demokratiebewegung musste Gyanendra im April 2006 nachgeben und das Parlament wieder einberufen. Seitdem war er schrittweise entmachtet worden.

Mit der Ausrufung der Republik in Nepal wurde auf der Welt erstmals seit mehr als zwanzig Jahren wieder in einem Land die Monarchie abgeschafft. Zuletzt hatte sich 1987 Fidschi zur Republik erklärt, nachdem das Inselreich, dessen Staatsoberhaupt bis dahin die britische Königin gewesen war, aus dem Commonwealth ausgeschlossen worden war. Zuvor war 1979 in Zentralafrika Kaiser Bokassa I. gestürzt worden. Insgesamt wurde seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in mehr als 20 Ländern die Monarchie abgeschafft. In Deutschland endete die Monarchie bereits 1918 nach dem Ersten Weltkrieg.

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