Kirchner will Geheimdienst reformieren - "Habe keine Angst"

Kirchner misstraute dem argentinischen Geheimdienst schon länger. In ihrem letzten Jahr als Präsidentin will sie nun aufräumen. Auslöser dürfte auch der mysteriöse Tod eines Sonderermittlers sein.
dpa |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

Buenos Aires - Argentiniens Staatspräsidentin Cristina Fernández de Kirchner hat rund eine Woche nach dem ungeklärten Tod des Staatsanwaltes Alberto Nisman eine umfassende Reform der Geheimdienste angekündigt. Das bisher als Geheimdienst fungierende "Secretaría de Inteligencia" (SI) soll aufgelöst und durch eine Bundesagentur für Geheimdienste ersetzt werden, wie Kirchner in einer TV-Ansprache sagte. Ein entsprechender Gesetzentwurf soll noch diese Woche dem Parlament vorgelegt werden.

Der bisherige Geheimdienst habe nicht den nationalen Interessen gedient, sagte Kirchner, die die Geheimdienste in den vergangenen Tagen mehrfach in Verbindung mit dem Tod Nismans gebracht hatte. Die Reform sei eine "Schuld", die seit der Rückkehr Argentiniens zur Demokratie im Jahr 1983 bestehe.

Die Führungsspitze der neuen Agentur soll nach Kirchners Plänen zwar weiter von der Regierung benannt werden, aber der Zustimmung des Senates bedürfen. Nichtregierungsorganisationen hatten immer wieder kritisiert, dass das Geheimdienst-Sekretariat außerhalb der Kontrolle operiere und nicht einmal die Zahl seiner Mitarbeiter bekannt sei.

Lesen Sie hier: Nach Kirchner-Anklage: Argentinischer Staatsanwalt tot

Kirchner äußerte sich am Montagabend (Ortszeit) in einer fast einstündigen TV-Ansprache. Sie hatte sich vorige Woche bereits in zwei langen öffentlichen Briefen zum Tod des Ermittlers erklärt. Die Präsidentin wiederholte ihre Ansicht, dass es sich bei dem Tod Nismans, der den blutigen Anschlag auf das jüdische Gemeindezentrum Amia von 1994 mit 85 Toten untersuchte, nicht um Selbstmord handelte. Bereits in ihren Briefen hatte sie im Zusammenhang mit Nismans Tod von einer Kampagne gegen sie und die Regierung gesprochen.

Kirchner will das Reformprojekt noch vor ihrer am Samstag geplanten Reise nach China in den Kongress einbringen. Sie zeigte sich entschlossen: "Mich werden sie nicht erpressen, sie werden mich nicht einschüchtern, ich habe keine Angst vor ihnen. Sollen sie doch die Anklagen machen, die sie wollen", betonte Kirchner, die seit 2007 im Amt ist und bei der Präsidentschaftswahl im Oktober dieses Jahres nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten kann.

Nisman hatte Kirchner und Außenminister Héctor Timerman vorgeworfen, sie wollten wegen einer angestrebten Verbesserung der Wirtschaftsbeziehungen zum Iran die Strafverfolgung mutmaßlicher iranischer Drahtzieher des Attentats hintertreiben. Die Anklage bezeichnete Kirchner erneut als "absurd". Zudem bezweifelte sie, dass Nisman die Anklage selbst geschrieben habe. Auch könne keiner die Anstrengungen ihrer Regierung zur Aufklärung des Anschlages von 1994 infrage stellen. Nisman war am 18. Januar mit einem Kopfschuss tot in seiner Wohnung gefunden worden. Die Umstände sind noch unklar.

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.