"Keine Zeit für Spielchen": Das sagt CSU-Chef Söder zum Merz-Debakel

Friedrich Merz fällt im ersten Kanzler-Wahlgang durch. Der Chef der Schwesterpartei, Markus Söder, appelliert nun eindringlich an die Koalitionspartner, ihn doch noch zu wählen – im Sinne der Demokratie. Anderenfalls drohten Weimarer Verhältnisse, warnt der bayerische Ministerpräsident.
Lisa Marie Albrecht
Lisa Marie Albrecht
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
1  Kommentar
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
CSU-Chef Söder zeigte sich sichtlich betroffen von der gescheiterten ersten Abstimmung zur Kanzlerwahl von Friedrich Merz (CDU) im Bundestag.
CSU-Chef Söder zeigte sich sichtlich betroffen von der gescheiterten ersten Abstimmung zur Kanzlerwahl von Friedrich Merz (CDU) im Bundestag. © Sven Hoppe/dpa

München - Es ist genau vier Minuten nach zwölf, als Markus Söder mit ernster Miene im Foyer des Prinz-Carl-Palais in München vor die Presse tritt. Er sei "enttäuscht" über die Ereignisse in Berlin, sagt der CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident vor Journalisten. Er meint damit das Wahl-Debakel um den CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz, der eigentlich am Dienstag zum Kanzler gewählt werden sollte. Doch im ersten Wahlgang fällt Merz durch.  In geheimer Abstimmung erhielt er nur 310 von 621 abgegebenen Stimmen und damit sechs weniger als die nötige Mehrheit von 316.

"Der heutige Vormittag zeigt, dass wir in einer ernsten Lage sind. Eine ernste Lage für unser Land, aber auch für die Demokratie", sagte Söder.

Keine Zeit für Denkzettel oder alte Rechnungen

Der bayerische Ministerpräsident weiter: "Wir brauchen Stabilität." Er warnte davor, Einzelinteressen einen höheren Stellenwert einzuräumen. "Es geht nicht nur um die Person", sagte er auf Merz bezogen, "sondern um die ganze Regierung." Es sei wichtig, keine Spielchen zu spielen und bei einer solchen Wahl keine alten Rechnungen zu begleichen oder Denkzettel zu verteilen.  "Es geht jetzt nicht um das Einzelinteresse, wer was wird oder wer sich stärker oder schwächer fühlt oder wer vielleicht irgendwann mal den Eindruck hatte, dass man ihm nicht genügend Aufmerksamkeit gegeben hat." 

Möglich, dass er damit auf die in Medien verbreiteten Gerüchte anspielt, die fehlenden Stimmen könnten von  SPD-Co-Chefin Saskia Esken und einigen Parteifreunden kommen – so berichtet es die "Bild" und verweist auf Gerüchte in der Union. Das mögliche Motiv: Rache dafür, dass sie in Sachen Ministerposten im Kabinett Merz leer ausging.

Söder spricht von Weimarer Verhältnissen

Für Söder jedenfalls ist es der "falsche Zeitpunkt zu streiten",  Es sei auch nicht die Zeit der Schuldzuweisungen. Er appelliert eindringlich an die Abgeordneten, sich hinter Merz zu stellen und ihn in einem zweiten Wahlgang zum Kanzler zu machen.

Andernfalls sieht der CSU-Chef gar Weimarer Verhältnisse auf Deutschland zukommen: "Das kann ein Vorbote von Weimar sein", sagt er mit Blick auf die chaotischen Geschehnisse im Bundestag – und verweist auch auf die frohlockenden Reaktionen der AfD. Es sei daher "wichtig, dass wir vernünftig bleiben" und abwägen, damit es die erforderliche Mehrheit geben kann.

"Noch ist alles heilbar"

Betont staatsmännisch sagt Söder: "Es geht um uns alle." Zum Abschluss seines Statements ist er sichtlich um Zuversicht bemüht. Noch sei alles lösbar, alles heilbar, sagt der CSU-Chef in Hinblick auf eine stabile Regierung. "Alles ist möglich".

Es sei nun für die Abgeordneten wichtig, in sich zu gehen. Es brauche niemand Angst zu haben, aber es sei wichtig, möglichst schnell eine stabile Regierung zu bekommen.

 

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
1 Kommentar
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Der wahre tscharlie am 06.05.2025 18:17 Uhr / Bewertung:

    Söder warnt vor "Weimarer Verhältnissen".....wie bitte?
    Söder weiß doch sicherlich genau, dass die politischen Verhältnisse und Hintergründe damals ziemlich anders waren.

    Vier Jahre lang hat die CDU/CSU ihre "Spielchen" mit der Ampel gespielt. Und nun soll alles unter den Teppich gekehrt werden, nur damit Merz Kanzler wird?

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.