Kassen fordern Meldepflicht für freie Therapieplätze

Wer an einer seelischen Erkrankung leidet, muss häufig lange warten, bis ein Therapieplatz frei wird. Die Krankenkassen drängen auf gesetzliche Lösungen.
dpa |
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Für schwer Erkrankte ist die Suche nach einem Therapieplatz besonders schwer. (Symbolbild)
Für schwer Erkrankte ist die Suche nach einem Therapieplatz besonders schwer. (Symbolbild) © Sina Schuldt/dpa
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Berlin

Wegen langer Wartezeiten in der Psychotherapie fordern die gesetzlichen Krankenkassen eine schnellere Terminvergabe an Betroffene. So müssten Psychotherapeutinnen und -therapeuten gesetzlich dazu verpflichtet werden, freie Behandlungskapazitäten zu melden, fordert der GKV-Spitzenverband. 

"Wir haben keinen Mangel an Psychotherapieplätzen. Aber gerade schwer psychisch Kranke haben Probleme, einen Therapieplatz zu finden", sagte die stellvertretende Chefin des Verbands, Stefanie Stoff-Ahnis, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Der Verwaltungsrat des Verbands hat dazu ein Positionspapier beschlossen, über das der RND zunächst berichtet hatte.

Verband: Jeder vierte Erwachsene ist psychisch krank

Darin betont der Verband den großen Hilfebedarf: "Psychische Erkrankungen haben sich in den letzten Jahrzehnten zu einer relevanten gesundheitlichen Herausforderung entwickelt." Jährlich sei etwa jeder vierte Erwachsene von einer psychischen Erkrankung betroffen. Nur die wenigsten bekämen aber sofort einen Therapieplatz.

Für eine bedarfsgerechte Versorgung müsse "eine angemessene Anzahl an Sprechstunden und die Hälfte der Behandlungsplätze von Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten an die Terminservicestellen gemeldet und ausschließlich durch diese vergeben werden", schreibt der Spitzenverband.

Terminservicestellen werden Auftrag bislang nicht gerecht

Gerade schwer psychisch Erkrankten sei "es nicht zuzumuten, alleine einen Therapieplatz ohne direkte Hilfe und unterstützende Orientierung zu suchen", sagte Stoff-Ahnis. Die Terminservicestellen sind jetzt schon per Gesetz verpflichtet, innerhalb von vier Wochen Termine für die psychotherapeutische Sprechstunde zu vermitteln. Das wird laut Spitzenverband aber nicht erreicht. 

Hier bestehe "deutlicher Handlungsbedarf", denn 2023 lag die Vermittlungsquote für solche Termine nach Verbandsangaben bei 46 Prozent. Das heißt, die Terminservicestellen haben mehr als die Hälfte der Anfragen nicht oder nicht fristgerecht vermittelt.

Patientenschützer fordern Rechtsanspruch auf Suizidprävention

Auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz fordert schnellere Angebote für psychisch erkrankte Menschen und verweist auf die Zahl der Selbsttötungen, die in den vergangenen Jahren wieder gestiegen sei. "Es steht zu befürchten, dass sich diese Tendenz fortsetzen wird. Ein Grund dafür ist, dass Termine bei Psychotherapeuten kaum zu bekommen sind", sagte Vorstand Eugen Brysch der Deutschen Presse-Agentur. "Offenkundig reichen die gesetzlichen Instrumente nicht aus, um die Kassenärztliche Vereinigung beim Sicherstellungsauftrag verbindlich in die Pflicht zu nehmen."

Trotz politischer Debatten über das Thema Suizid und mögliche Präventionsmaßnahmen fehle es an einem umfassenden Schutz. Dazu gehört aus Sicht der Patientenschützer etwa ein Rechtsanspruch auf die Vorbeugung von Suizid in der gesetzlichen Krankenversicherung. "Dazu zählen kurzfristige Sprechstunden, Behandlungsplätze und aufsuchende Therapie." Schwerstkranke bräuchten "passgenaue, schnelle Angebote", sagte Brysch.

Hinweis: Diese Meldung ist Teil eines automatisierten Angebots der nach strengen journalistischen Regeln arbeitenden Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sie wird von der AZ-Onlineredaktion nicht bearbeitet oder geprüft. Fragen und Hinweise bitte an feedback@az-muenchen.de

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