Kaczynski: Der Todespilot war einer der Besten

Nach dem Crash spekuliert Polen weiter überdie Ursache des Absturzes. Ein technischer Defekt war nicht Schuld. Heute soll Lech Kaczynskis Leichnam im Palast aufgebahrt werden
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Trauernde legen in Warschau Blumen und Kerzen nieder
dpa Trauernde legen in Warschau Blumen und Kerzen nieder

Nach dem Crash spekuliert Polen weiter überdie Ursache des Absturzes. Ein technischer Defekt war nicht Schuld. Heute soll Lech Kaczynskis Leichnam im Palast aufgebahrt werden

Noch immer reißt der Strom an Menschen nicht ab, die ihrem Präsident Lech Kaczynski die letzte Ehre erweisen wollen: Die Trauernden pilgern zum Präsidentenpalast in Warschau, legen Blumen und Kerzen nieder. Überall hängen weiß-rote Nationalflaggen.

Polen trauert – und die ganze Welt nimmt Anteil. In Russland wehten die Flaggen gestern auf Halbmast, TV-Sender und Radiostationen verzichteten auf Unterhaltungsmusik und Werbung. Die Titelseiten russischer Zeitungen waren zum Zeichen der Trauer in Schwarz gehalten.

Auch die Europäische Union hat mit Trauerbeflaggung vor dem Kommissionsgebäude in Brüssel der Opfer der Flugzeugkatastrophe vom Samstag gedacht, bei der 96 Menschen ums Leben kamen – unter den Toten sind neben Präsident Kaczynski viele hochrangige Politiker, Militärs und geistige Führer Polens.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Horst Köhler haben versprochen, zur Trauerfeier für Kaczynski zu kommen. Köhler hat sich gestern in das Kondolenzbuch der polnischen Botschaft in Berlin eingetragen.

Wann die Trauerfeier stattfindet, ist noch unklar – die sterblichen Überreste von Kaczynski sollen erst beigesetzt werden, wenn alle Opfer der Katastrophe wieder nach Polen überführt worden sind. Bislang sind erst 24 der 96 Opfer identifiziert – ein schwieriges Unterfangen wegen der Brandverletzungen.

Der Sarg des Präsidenten, der noch am Sonntag Polen erreichte, soll ab heute bis zur Beerdigung für die Öffentlichkeit aufgebahrt werden.

In die Trauer mischen sich nun zunehmend auch Spekulationen über die Mitschuld von Kaczynski an dem Absturz der Präsidentenmaschine. Nach ersten Erkenntnissen der Ermittler war das Flugzeug, eine Tupolew, einwandfrei. Deshalb ist es immer wahrscheinlicher, dass Präsident Lech Kaczynski trotz dichten Nebels seinem Pilot die Landung befahl – und so seinen eigenen Tod und den seiner 95 Mitflieger verschuldete.

Die russische Staatsanwaltschaft gab nach der ersten Auswertung des Flugschreibers bekannt: „Wir werden zwar die Aufzeichnungen in Moskau eingehender studieren, die Aufnahme, die uns zur Verfügung steht, bestätigt aber, dass es keine technischen Probleme mit dem Flugzeug gegeben hat.“ Laut den Ermittlern befand sich der „Voice Recorder“, der sowohl den Funkverkehr als auch die Gespräche im Cockpit aufgezeichnet hat, in „befriedigendem“ Zustand. Mit diesem Gerät könnte man herausfinden, ob Kaczynski den Piloten zur Landung zwang – wie jetzt immer offener spekuliert wird.

Die russische Internetzeitung Gazeta.ru berichtet, dass Arkadiusz Protasiuk, der Todesflieger der Präsidentenmaschine, einer der „besten Militärpiloten Polens“ war. Umso unwahrscheinlicher ist es, dass er eigenmächtig auf die Landung drängte – die Sicht war wegen des Nebels extrem schlecht, Protasiuk brach die Landung drei Mal ab.

Wie mehrere Internetblogs berichten, soll Kaczynski den Piloten angeherrscht haben: „Der polnische Präsident kann landen, wo immer er will!“ Und dass er bereits in der Vergangenheit einmal einen Piloten unter Druck setzte, gibt dieser Spekulation über die Unglücksursache neue Nahrung: 2008 wollte er einen Piloten zwingen, trotz politischer Gefahrenlage in Georgien zu landen. Dieser weigerte sich – und musste sich später Befehlsverweigerung vorwerfen lassen. kasa

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