Jemen: Neue Hoffnung für deutsche Geiseln?
SANAA - Die Angehörigen der im Sommer im Jemen entführten deutschen Familie können wieder hoffen. Beim Staatsbesuch von Außenminister Westerwelle sagte Staatspräsident Salih, man habe neue Informationen über den Aufenthaltsort.
Eigentlich sollte der Besuch streng geheim bleiben, aber jemenitische Diplomaten hatten geplaudert: Außenminister Guido Westerwelle ist am Montag außerplanmäßig in den Jemen gereist – in das Land, das seit dem missglückten Attentat auf ein US-Passagierflugzeug in Detroit besonders als Rückzugsort für Terroristen ins Blickfeld der Behörden gerückt ist. Dort soll der Anschlag vorbereitet worden sein.
Die Bundesregierung macht unter anderem den Kurs von Jemens Präsident Ali Abdallah Saleh für das Erstarken der Terroristen verantwortlich. Der Jemen ist eines der ärmsten Länder der Welt und steht am Rande des Zerfalls: Im Norden, im Grenzgebiet zu Saudi-Arabien, kämpfen schiitische Rebellen gegen das Militär, im armen Süden sorgen ebenfalls Separatisten für Aufruhr. Die Korruption ist extrem und die Einnahmen aus der Ölförderungen sind rückläufig. Der ideale Nährboden für Terror.
Bei dem Gespräch zwischen Westerwelle und Saleh sei es „ziemlich direkt und ungeschminkt“ zugegangen, berichteten Delegationsmitglieder. Übersetzt aus der Diplomatensprache heißt das: Man hat sich heftig gefetzt. Westerwelle fordert von Saleh eine Lösung der innenpolitischen Probleme. Derweil stellt US-Präsident Barack Obama klar: Die USA werden keine Soldaten in den Jemen schicken.
Leise Hoffnung gibt es für die im Jemen entführte deutsche Familie aus Sachsen. Die jemenitischen Behörden glaubten zu wissen, wo sich die Familie aufhalte, sagte Saleh. Das Ehepaar und seine drei kleinen Kinder waren im Juni 2009 mit zwei Bibelschülerinnen aus Niedersachsen und einer Südkoreanerin verschleppt worden. Die drei Frauen wurden getötet, von der Familie fehlt jede Spur. Westerwelle bewertete Salehs Äußerung vorsichtig: „Wenn die Angaben stimmen, ist das eine hoffnungsvolle Nachricht“, sagt er. Aber Experten warnen: Saleh könnte auch nur versuchen, zu taktieren.
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