Irrtümlich freigelassener Häftling in London wieder gefasst

Der in Großbritannien irrtümlich aus dem Gefängnis entlassene Straftäter ist gefasst worden. Der Mann sei von einem Passanten im Londoner Stadtteil Islington entdeckt worden, teilte die Metropolitan Police mit. "Die Beamten reagierten sofort und nahmen ihn fest." Der 24-Jährige war seit dem 29. Oktober auf freiem Fuß.
Der Fall - der dritte innerhalb weniger Tage - sorgt im Vereinigten Königreich seit Tagen für Aufregung und Kritik an den Behörden sowie Justizminister David Lammy. Zuletzt war sogar nötig geworden, dass Premierminister Keir Starmer seinem Parteikollegen Unterstützung zusicherte. Die Panne verdeutlicht die großen Probleme der britischen Gefängnisse.
Wer ist der Straftäter?
Der Mann stammt aus Algerien. Der BBC zufolge soll er 2019 legal mit einem Visum nach Großbritannien eingereist sein und sich in der Anfangsphase eines Abschiebungsverfahrens befinden. Im Gefängnis sitzt er (wieder) wegen Hausfriedensbruchs. 2024 war er wegen Exhibitionismus zu einer Bewährungsstrafe mit gemeinnütziger Auflage verurteilt und für fünf Jahre in das Register für Sexualstraftäter eingetragen worden.
Der Eintrag in das Register und die Nationalität des Gefangenen sind die Hauptgründe, warum der Fall so viel Aufmerksamkeit bekommt. Das Vereinigte Königreich erlebt seit Monaten einen Rechtsruck. Würde jetzt (statt 2029) ein neues Parlament gewählt werden, hätte die rechtspopulistische Partei Reform UK von Brexit-Vorkämpfer Nigel Farage gute Chancen, die Regierung zu stellen
Nur wenige Tage zuvor war bekanntgeworden, dass ein anderer Sexualstraftäter ebenso versehentlich aus dem Gefängnis entlassen wurde, statt abgeschoben zu werden. Der 38 Jahre alte Mann aus Äthiopien wurde letztlich ebenfalls gefasst und hat Großbritannien verlassen müssen. Die Tat des Mannes - der sexuelle Übergriff auf eine 14-Jährige - hatte für wochenlange, teils gewalttätige Proteste vor Asylbewerberunterkünften geführt.
Was sagen die Fälle über das britische Justizsystem?
Wieder wurde deutlich, wie die Zustände in den teils hoffnungslos überfüllten Gefängnissen in Großbritannien sind. Der 24-Jährige war irrtümlich aus dem berüchtigten HMP Wandsworth entlassen worden, in dem einst schon Schriftsteller Oscar Wilde einsaß. Auch der frühere Tennisstar Boris Becker war anfänglich in Wandsworth - er hatte in Großbritannien eine Haftstrafe absitzen müssen, nachdem er in einem Insolvenzverfahren Vermögenswerte nicht ordnungsgemäß angegeben hatte. In einem Buch berichtete er über die Zeit in einer schimmeligen Zelle.
Die britische Regierung hatte vor einem Jahr den Kurs verkündet, Tausende Häftlinge vorübergehend früher zu entlassen, um Platz zu schaffen. Ende Oktober berichtete die BBC, von September 2024 bis Juni 2025 seien knapp 40.000 Menschen in England und Wales vorzeitig entlassen worden. In den vergangenen Tagen berichteten Gewerkschaften von demnach unerträglichen Zuständen sowohl in den Gefängnissen als auch in der Verwaltung.
Irrtümliche Entlassungen sind dabei keine Seltenheit. Wie die Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf Behördenangaben berichtet hatte, wurden allein in England und Wales in den zwölf Monaten bis März dieses Jahres 262 Häftlinge irrtümlich auf freien Fuß gesetzt - mehr als doppelt so viele wie in den zwölf Monaten zuvor. Ein am Montag ebenfalls fälschlicherweise entlassener Mann hatte am Donnerstag sich selbst gestellt. Er wurde wegen Betrugs verhaftet.