Iran zum Teilverzicht auf Urananreicherung bereit

Mitten im aufgeheizten Streit um das iranische Atomprogramm hat Teheran dem Westen überraschend einen Kompromiss angeboten.
von  dpa

Teheran -  Der Iran werde die Anreicherung von Uran auf 20 Prozent einstellen, wenn er dafür aus dem Ausland entsprechendes Material erhalte.

Das sagte Präsident Mahmud Ahmadinedschad am Dienstag. Gleichzeitig machte Mahmud Ahmadinedschad den Westen und seine Sanktionspolitik für den dramatischen Wertverlust der iranischen Währung Rial verantwortlich. Für ausländische Währungen wie Dollar und Euro müssen die Iraner inzwischen mehr als dreimal so viel zahlen wie noch zu Jahresbeginn. Wegen der Währungskrise kam es am Mittwoch zu schweren Ausschreitungen im Teheraner Händlerviertel Ferdowsi.

Mahmud Ahmadinedschad sagte vor der Auslandspresse in Teheran: "Auf 20 Prozent angereichertes Uran (im Reaktor in Teheran) wird nur für Medikamente benötigt und hat sonst keinen Nutzen." Die Anreicherung von 3,5 auf 20 Prozent sei zudem sehr teuer.

Zur Stromerzeugung will Teheran demnach weiter Uran niedrig anreichern. Für Atombomben ist eine Anreicherung auf eine Größenordnung von 90 Prozent nötig. Westliche Staaten unterstellen dem Iran, Kernwaffen anzustreben.

Mahmud Ahmadinedschad erklärte, Teheran wolle zurück zum nie umgesetzten Abkommen von 2010 mit Brasilien und der Türkei. Das Abkommen sah vor, 1,2 Tonnen niedrig angereicherten Urans aus dem Iran in der Türkei zu lagern, bis auf 20 Prozent angereichertes Uran aus dem Ausland in Teheran eintrifft. Die Internationale Energieagentur IAEA hatte zuvor angeboten, dass der Iran sein Uran zur Anreicherung an Russland und Frankreich liefert und auf eigene Anreicherung verzichtet.

Voraussichtlich am 15. Oktober werden die EU-Außenminister schärfere Sanktionen beschließen, um Teheran zu zwingen, seine Atomanlagen für Inspektionen zu öffnen. Auch die USA setzen auf Sanktionen. Israel dringt darauf, den Iran notfalls mit kriegerischen Mitteln zu stoppen. Die Sanktionen treffen vor allem die iranischen Ölexporte sowie die Banken zur Finanzierung des Außenhandels. "Der Westen hat dem Iran Sanktionen auferlegt und faktisch einen geheimen Krieg gegen unser Volk begonnen", sagte Mahmud Ahmadinedschad.

"Die Sanktionen haben einige unserer Ölausfuhren und entsprechend unsere Einnahmen getroffen", gestand der Präsident ein. "Wir erleben hier teilweise einen psychologischen Krieg ohne irgendeine wirtschaftliche Rechtfertigung." Das Land werde aber dem Druck nicht nachgeben und "niemals sein Atomprogramm einstellen".

Die Ausschreitungen am Mittwoch begannen mit einer Razzia der Polizei gegen illegale Devisenhändler. Augenzeugen berichteten von Zusammenstößen der Händler mit Polizeikräften im Stadtteil Ferdowsi. Der Große Basar blieb geschlossen, weil die Händler nicht wussten, wie sie mit den stark schwankenden Wechselkursen umgehen sollten. Auf dem Großen Basar werden die Tagespreise für die kleineren Basare und Handelszentren fixiert.

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