Interessante Zeiten - Rente und Zinsen
München - „Mögest du in interessanten Zeiten leben“ – so lautet ein chinesisches Sprichwort, das eigentlich eine Verwünschung ist. Diejenigen, die die Rente zum Greifen nah wähnen, wissen, was damit gemeint ist.
Denn über ein langweiliges Leben können sich zum Beispiel die Jahrgänge von 1945 bis ’55 nicht beklagen: Auf die Ruhe der Adenauer-Jahre folgte der 68er-Aufbruch, der Versuch, mehr Demokratie zu wagen und die erste Öl-Krise. Dann kamen – um nur mal bei den wirtschaftlichen Eckdaten zu bleiben – Inflation, Massenarbeitslosigkeit, eine teure Wiedervereinigung und gegen Ende des Erwerbslebens noch einmal ein heftiger Finanz-Crash.
Das Rentenniveau sinkt, die Zinsen bleiben im Keller
Interessante Zeiten also – die die individuelle Finanzplanung vor große, um nicht zu sagen: nie dagewesene Herausforderungen gestellt haben. Zwar erwirtschaftete die staatliche Rentenversicherung seit 1969 eine durchschnittliche Rendite von vier Prozent im Jahr (und ist damit weitaus besser als ihr ramponierter Ruf). Aber entscheidend bleibt halt – um ein geflügeltes Kohl-Wort der 80er zu benutzen – was hinten raus kommt. Und da reicht es für viele weder vorne noch hinten.
Bisher war der Zinseszins und das relativ sinkende, aber absolut noch hohe Renten-Niveau auf der Seite der oben genannten Jahrgänge. Das wird sich ändern: Die Zinsen sind im Keller und werden da lange bleiben. Die Senkung des Rentenniveaus ist vereinbarte Sache. „Ob wir es wollen oder nicht – wir leben in interessanten Zeiten“ – der Satz von Bobby Kennedy gilt auch nach 47 Jahren.
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