Integration von Flüchtlingen: Ran an die Probleme!

Wir könnten das schaffen – davon bin ich überzeugt: Es ist möglich, Hunderttausende Geflüchtete in der Bundesrepublik zu integrieren, ohne dass gleich das Abendland untergeht. Doch damit das gelingt, müssen die etablierten Parteien endlich den Versuch beenden, mit Pseudo-Debatten über Burka-Verbote oder Obergrenzen die AfD rechts zu überholen.
Wir schaffen das: Merkel sieht Fehler in der Vergangenheit
Die Vollverschleierung zu untersagen, macht das Land kein bisschen sicherer – und die von Wirtschaftsminister Gabriel beschworene Eine-Million-Menschen-pro-Jahr-Schallmauer, wird laut Frank-Jürgen Weise heuer nicht einmal angekratzt: Der Chef des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge rechnet für 2016 mit „250 000 bis 300 000“ Neuankömmlingen.
Schluss mit dem Schwachsinn
Also bitte: Schluss mit dem Schwachsinn – und ran an die wirklichen Probleme!
Damit die Integration gelingt, muss der Zugang zum Arbeitsmarkt weiter deutlich vereinfacht und zumindest ein Teil der lähmenden deutschen Bürokratie abgebaut werden.
Es kann nicht sein, dass ein Geflüchteter und sein Arbeitgeber – trotz Wegfalls der Vorrangprüfung – vier Wochen oder länger warten müssen, bis ein 450-Euro-Job als Spülhilfe genehmigt ist.
Es kann nicht sein, dass ein Geflüchteter, der seit zwei Monaten ein vom Amt abgesegnetes Praktikum absolviert, für die Verlängerung um weitere vier Wochen den gesamten Antrag neu stellen muss.
Es kann nicht sein, dass Flüchtlinge und ehrenamtliche Helfer um 5 Uhr früh vor dem Ausländeramt (das erst zweieinhalb Stunden später öffnet) Schlange stehen müssen, weil sie ab 6 Uhr keine Chance mehr haben, ihr Anliegen noch am selben Tag vortragen zu dürfen.
Ohne Helfer ginge gar nichts
Es kann nicht sein, dass deutschlandweit derzeit 172 224 Ausbildungsplätze unbesetzt sind, obwohl viele Betriebe gerne einem Flüchtling eine Chance geben würden. Das Problem dabei: Die meisten schaffen zwar die Praxis, scheitern aufgrund sprachlicher Probleme aber in der Berufsschule, weil es bis heute keine ausreichende Förderung für diese Personengruppe gibt.
All das demotiviert die Betroffenen und ihre Unterstützer, ohne die Merkels „Wir schaffen das“ ein Ding der Unmöglichkeit wäre. Doch anstatt endlich mitanzupacken, werden von der Politik Vorurteile geschürt.
Mit der Folge, dass ein Jugendlicher aus Afghanistan seine Lehre nicht beginnen kann, weil die Auftraggeber befürchten, er würde anstelle von Fliesen möglicherweise Bomben legen.
Mit der Folge, dass ein junger Mann aus Eritrea im Laden nur „unsichtbar“ hinten im Lager aushelfen darf, weil ein Dunkelhäutiger an der Theke vielleicht die Kundschaft verschreckt.
Pragmatismus statt Populismus
Mit der Folge, dass zwei Gärtner-Praktikanten aus Mali auf einigen Grundstücken nicht mehr Unkraut zupfen dürfen, weil sich die Herrschaft bei ihrem Anblick „unwohl“ fühlt.
Mit der Folge, dass im Tierladen im Nachbardorf (in dem es bis heute keinen einzigen Vorfall gegeben hat) jetzt Pfefferspray verkauft wird – „wega dene Immigranten“.
Burka-Blabla und Grenzen-Geschrei werden diese Kluft noch größer machen. Wer wirklich an Integration und einem friedlichen Zusammenleben interessiert ist, sollte den Populismus schnellstmöglich durch Pragmatismus ersetzen. Dann schaffen wir das.