Trumps Mega-Bombe gegen Irans unterirdische Atomanlage

Die vielleicht wichtigste Atomanlage im Iran liegt tief unter der Erde. Um sie zu treffen, brauchte das US-Militär ganz besonders massive Bomben. Und nur ein Flugzeugtyp kann diese abwerfen.
Jürgen Bätz, dpa |
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Die Bombe ist gut sechs Meter lang und mehr als 13 Tonnen schwer und kann auch tief unter der Oberfläche liegende Ziele angreifen. (Archivbild)
Die Bombe ist gut sechs Meter lang und mehr als 13 Tonnen schwer und kann auch tief unter der Oberfläche liegende Ziele angreifen. (Archivbild) © Uncredited/US Air Force/dpa
Washington

Sehr tief unter der Erde liegt in Fordo die wichtige und am besten geschützte iranische Atomanlage. Die Israelis bombardieren seit rund zehn Tagen Ziele im Iran, doch diese unterirdische Festung konnte nur das US-Militär erreichen, das Fordo nun angriff. Die US-Armee besitzt die Waffen dafür - vor allem die Bombe vom Typ GBU-57: Das Kürzel klingt unspektakulär, doch die Zerstörungskraft des massiven Bunkerbrechers ist gewaltig.

Der mit einem GPS-System präzisionsgelenkte Bunkerbrecher ist rund sechs Meter lang und 13,6 Tonnen schwer. Aufgrund ihrer Dimensionen und des hohen Gewichts kann die Bombe nur von Tarnkappenbombern des Typs B-2 abgeworfen werden, über die allein das US-Militär verfügt. 

US-Präsident Donald Trump erklärte, Fordo seit mit einer "kompletten Ladung Bomben" angegriffen worden - nannte aber zunächst keine Details. "Kein anderes Militär weltweit hätte das machen können", brüstete sich Trump nach dem Angriff auf seiner Plattform Truth Social. Wenig später sagte er im Weißen Haus, Irans "entscheidende Anlagen zur Uran-Anreicherung" seien komplett zerstört worden. 

Bericht: Bunkerbrecher gegen Fordo eingesetzt

US-Medien berichteten unter Berufung auf einen Vertreter der Regierung, sechs Tarnkappenbomber hätten insgesamt ein Dutzend der massiven GBU-57-Bomben auf die Atomanlage in Fordo abgeworfen. 

Die Bombe wurde vom Hersteller Boeing im Auftrag des US-Militärs speziell für tief unter Felsgestein, dicken Erdschichten oder Beton liegende Ziele entwickelt. Mit der Wucht ihres eigenen Gewichts - beschleunigt durch einen Abwurf aus großer Höhe - rammt die tonnenschwere Bombe mit einer besonders gehärteten Spitze den Weg für ihre Sprengstoffladung frei. Die Detonation erfolgt dann erst in der Tiefe. 

"Die Ummantelung des Sprengkopfs ist aus einer speziellen Hochleistungs-Stahllegierung hergestellt und das Design ermöglicht eine große Sprengladung unter Beibehaltung der Integrität der Bombe während des Einschlags", heißt es in einem erklärenden Dokument des US-Militärs zur Funktionsweise. 

Der "New York Times" zufolge kann sich die GBU-57 rund 60 Meter tief in den Untergrund bohren, um dort ihre bis zu 2,3 Tonnen schwere Sprengstoffladung zu zünden. Weil die Atomanlage Fordo tief unter der Erdoberfläche liege, sei das US-Militär zu dem Schluss gekommen, dass mehrere, jeweils an der gleichen Stelle einschlagende Bomben nötig wären, um den schwer gesicherten Komplex zu zerstören. Die Zeitung zitierte Schätzungen, wonach sich die Anlage in der Nähe der Stadt Ghom womöglich 80 bis 110 Meter unter der Oberfläche befinden soll. Wie tief sie tatsächlich liegt, ist unklar. 

Die GBU-57-Bombe gehört zu einer Art der Bunkerbrecher, die auch unter dem amerikanischen Kürzel MOP bekannt ist ("Massive Ordnance Penetrator"; auf Deutsch etwa "schwere durchdringende Bombe"). US-Medienberichten zufolge war die Bombe zuvor noch nie im Kampf eingesetzt worden. Lediglich in einem Versuchsgebiet der US-Luftwaffe im dünn besiedelten südwestlichen Bundesstaat New Mexico sei sie zu Testzwecken mehrfach abgeworfen worden.

Bombenabwurf mit Risiken verbunden

Expertin Heather Williams vom Zentrum für Strategische und Internationale Studien (CSIS) warnte vor dem Angriff, dass auch ein Einsatz der GBU-57 gegen Fordo mit "zahlreichen Risiken" verbunden sei. "Zuallererst und am wichtigsten: Es könnte sein, dass die Bombe daran scheitert, die Anlage komplett zu zerstören." Zudem müsse die US-Regierung das Risiko einkalkulieren, dass der Iran dann als Vergeltung US-Stützpunkte in der Region angreifen könnte. 

Das US-Militär hat dort rund 40.000 Soldatinnen und Soldaten stationiert. Stützpunkte wie in Bahrain und Katar am Persischen Golf, die Luftlinie nicht weit vom Iran entfernt sind, könnten leicht zum Ziel werden. Zudem könnte der Iran US-Ziele auch über verbündete schiitische Milizen im Nachbarland Irak angreifen lassen. 

Trump ermahnte die Führung in Teheran nach dem Angriff mit einer drastischen Drohung, keine Vergeltungsschläge gegen US-Ziele durchzuführen. In Großbuchstaben schrieb er auf Truth Social: "Jegliche Vergeltung des Irans gegen die Vereinigten Staaten von Amerika wird mit einer viel größeren Wucht beantwortet werden, als sie heute Abend zu beobachten war."

Einsatz mit Hilfe von Tankflugzeugen?

Die zum Abwurf der GBU-57 benötigten Tarnkappenbomber mit einer Reichweite von bis zu 9.600 Kilometern sind regulär ausschließlich auf dem Luftwaffenstützpunkt Whiteman im US-Bundesstaat Missouri stationiert - also rund 11.000 Kilometer Luftlinie vom möglichen Ziel Fordo entfernt. Bei einem Einsatz über größere Distanzen müssen die Bomber in der Luft betankt werden. Dass das kein Hinderungsgrund sein muss, zeigt ein früherer - von der US-Luftwaffe bestätigter - B-2-Einsatz in Afghanistan. Der Staat am Hindukusch ist noch etwas weiter von Whiteman entfernt als der Iran.

Medienberichten zufolge verfügt die Luftwaffe über rund 20 dieser milliardenteuren Jets. Auch die GBU-57 gibt es Berichten zufolge nur in geringer Stückzahl. 20 Stück davon hatte die Luftwaffe nach Angaben von 2015 bestellt. 

Wieso ist Fordo so wichtig? 

Nach israelischen Angaben war die gut geschützte Anlage in der Nähe der Stadt Ghom das wichtigste verbliebene Ziel, wenn es darum geht, den Bau einer iranischen Atomwaffe zu verhindern. Andere bedeutende Ziele des Atomprogramms in Natans, Teheran und Isfahan hat Israel bereits angegriffen. 

In Fordo drehten sich zuletzt nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) Hunderte Zentrifugen mit Überschallgeschwindigkeit, mit denen beinahe waffentaugliches Uran mit einem Reinheitsgrad von bis zu 60 Prozent hergestellt werden kann. Die politische Führung in Teheran strebt nach eigenen Angaben nicht nach Atomwaffen. Allerdings gibt es Zweifel an dieser Darstellung - auch weil der Iran als einziges Land ohne Atomwaffen derart hochangereichertes Uran produziert. 

Trump hofft, dass die Bombardierung der verbliebenen bedeutenden Atomanlagen durch die USA den Iran erneut an den Verhandlungstisch bringen, um eine weitestgehende Aufgabe des Atomprogramms zu garantieren.

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