Hunger-Konferenz auf der Bäreninsel
Kann der G8-Gipfel die Lebensmittel und den Ölpreis billiger machen? Die großen Probleme der Menschen werden im japanischen Toyako wohl nicht gelöst. Die AZ erklärt die Themen des G8-Gipfels und Lösungsansätze.
Wenn sich ab heute im Hotel „Windsor“ auf Japans nördlichster Hauptinsel Hokkaido die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen und Russlands treffen, dann tagt der Top-Wirtschaftsclub. Für Überwachung ist gesorgt: Über 16000 Polizisten passen auf. Eine Lücke im Sicherheitskonzept gibt es noch: In dieser Jahreszeit zeigen sich oft Bären.
Doch ob der Gipfel, der bis Mittwoch dauert, etwas gegen die Probleme der Welt tun kann, ist fraglich. Die AZ erklärt die Themen des G8-Gipfels und Lösungsansätze.
Lebensmittelknappheit
Bundeskanzlerin Angela Merkel warnt ihre Amtskollegen davor, dasss die Nahrungsmittelkrise die Demokratie gefährdet. Heute wollen die G8-Chefs mit afrikanischen Regierungschefs über das Problem reden. Bestimmte Regionen sollen nach Plänen der Bundesregierung mit Saatgut, Dünger und Maschinen versorgt werden. Deutschland will 477 Millionen Euro bereitstellen. Auch soll es darum gehen, welche Standards es beim Anbau von Biokraftstoffen geben soll. Biosprit steht oft in Konkurrenz zu Getreide. Die G8-Staaten wollen eine Getreidereserve aufbauen, um die Preise zu drücken. Im Moment sind Deutschland und Japan die einzigen G8-Länder, die über überschüssige Lagerbestände verfügen.
Klimawandel
Beim letzten G8-Gipfel in Heiligendamm im Jahr 2007 war es Gastgeberin Merkel gelungen, US-Präsident George W. Bush für die Reduzierung des CO2-Ausstoßes zu interessieren. Der gefeierte Beschluss liest sich jedoch wie eine Sonntagsrede. Die Industriestaaten wollen eine Reduzierung des Kohlenstoff-Ausstoßes bis 2050 um mindestens 50 Prozent „prüfen“. Bush will dabei nur mitmachen, wenn Schwellenländer wie China oder Brasilien sich anschließen. Deshalb sind in Toyako auch die Staatschefs von Brasilien, China, Indien, Mexiko und Südafrika, Australien, Indonesien und Südkorea geladen. Sie sollen in die Verantwortung genommen werden. Über die Einigung von Heiligendamm wird wohl keine weiter gehende Einigung möglich sein.
Ölpreis
Ölfelder sollen stärker ausgebeutet, Raffinerien gebaut werden. Die Bürger sollen aber auch zum Energiesparen aufgefordert werden. Merkel schreibt in einem Zeitungsbeitrag: „Wichtig ist es, die Transparenz an den internationalen Ölmärkten zu erhöhen, um Spekulation, die einen spürbaren Anteil an den Preissteigerungen hat, von vornherein zu erschweren.“ Bis zum Herbst sollen der Internationale Währungsfonds und die Internationale Energieagentur ermitteln, wie hoch der Anteil der Spekulation am Ölpreis ist. Bis dahin ist auch mit nichts Konkretem zu rechnen.
Afrika
Vor drei Jahren hatten die G8-Lenker beschlossen, bis 2010 die Afrika-Hilfe um 21,8 Milliarden Dollar pro Jahr aufzustocken. Nach Erkenntnissen der Hilfsorganisation WWF sind die Versprechen erst zu 14 Prozent erfüllt. Nur Japan habe sein Ziel zur Erhöhung der Entwicklungshilfe erreicht. Großbritannien und die USA lägen mit 26 und 15 Prozent über dem Durchschnitt, Deutschland habe sein Ziel erst zu zwölf Prozent erfüllt.
Attac wirft den G8-Staaten vor, das Thema Afrika zu missbrauchen, um dem Gipfeltreffen einen Anschein von Legitimität zu verleihen. Weiteres Thema: Simbabwes Diktator Mugabe soll heftig kritisiert werden. Großbritannien will eine Resolution vorbereiten, nach der Mugabes „Wahl“ zum Präsidenten nicht anerkannt wird. vth