Hunderttausende protestieren in Teheran
HAMBURG/TEHERAN - Vier Wochen nach der Niederschlagung der Proteste in Teheran hat sich die Oppositionsbewegung mit neuer Kraft zurückgemeldet. Zum Freitagsgebet versammelten sich hunderttausende Oppositionelle.
Vier Wochen nach der Niederschlagung der Proteste in Teheran hat sich die Oppositionsbewegung mit neuer Kraft zurückgemeldet. Zum Freitagsgebet mit dem einflussreichen regierungskritischen Kleriker Akbar Hashemi Rafsandschani versammelten sich Hunderttausende Oppositionelle in der Umgebung der Universität, berichteten Augenzeugen. Darunter waren viele Anhänger des bei der umstrittenen Wahl am 12. Juni unterlegenen Präsidentschaftskandidaten Mir Hussein Mussawi.
Nur einige Tausend hätten aber den Eingang zur Universität erreicht, wo Rafsandschani auftrat. Im Umkreis von drei Kilometern war das Areal mit einer Menschenmenge gefüllt, berichteten Augenzeugen. Ein Großaufgebot von Polizei und Freiwilligen-Milizen riegelte das Gelände der Universität hermetisch ab.
Die Anhänger von Oppositionsführer Mussawi trugen zum Zeichen des Protestes gegen den Ausgang der Wahl die Farbe grün. Sie riefen: „Allahu Akbar“ („Gott ist groß“). Der religiöse Ausruf hatte sich den vergangenen Wochen zum Schlachtruf der Opposition gewandelt. Mussawi hatte die Wahl gegen den erzkonservativen Amtsinhaber Mahmud Ahmadinedschad nach offiziellen Angaben klar verloren. Der Unterlegene zweifelt das Ergebnis an und wirft der Regierung Wahlfälschung vor.
Rafsandschani hatte seine Predigt mit einem Aufruf an die Anhänger Mussawis begonnen, die friedliche Atmosphäre des Freitagsgebets nicht durch Slogans gegen die Regierung zu stören. „Lasst uns die Gelegenheit nutzen, eine bessere Zukunft für unser Land zu schaffen, und die Probleme zu lösen, sagte Rafsandschani. Er rief die Regierung dazu auf, festgenommene Oppositionelle freizulassen. Der erste Teil eines Freitagsgebets ist traditionell religiös geprägt, Koranverse werden rezitiert. Den zweiten Teil bestimmen soziale und politische Themen.
Rafsandschani rief auch zu einer offenen Debatte über die umstrittene Wahl auf. Es gebe eine Krise im Iran, sagte Rafsandschani in seinem Freitagsgebet, das vom staatlichen iranischen Fernsehen nicht übertragen wurde. Er warf der iranischen Führung vor, nicht genügend Toleranz gegenüber dem eigenen Volk zu haben. Bei den Demonstrationen nach in den Tagen nach dem 12. Juni waren in Teheran und anderen Städten mindestens 20 Demonstranten getötet worden.(dpa)
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