Hillarys bitterer Kampf

Hillary Clinton hat ihre letzte Chance im Kampf ums Weiße Haus wohl vertan. Nach der hohen Niederlage in North Carolina und dem hauchdünnen Zittersieg in Indiana kann sie es rechnerisch nicht mehr schaffen. Theoretisch bleibt eine letzte Möglichkeit offen – um den Preis, dass es die Demokraten zerreißt.
von  Abendzeitung

WASHINGTON - Hillary Clinton hat ihre letzte Chance im Kampf ums Weiße Haus wohl vertan. Nach der hohen Niederlage in North Carolina und dem hauchdünnen Zittersieg in Indiana kann sie es rechnerisch nicht mehr schaffen. Theoretisch bleibt eine letzte Möglichkeit offen – um den Preis, dass es die Demokraten zerreißt.

Bei den zwei Vorwahlen vom Dienstag – die letzten in großen Staaten – hatte Hillary alle Zeit und Geld auf das bevölkerungsreiche North Carolina konzentriert. Doch dort siegte Barrack Obama deutlich mit 56 zu 42 Prozent. Auch das ländliche, weiße Indiana holte Hillary nur hauchdünn mit 51 zu 49.

Nun stehen noch sechs Vorwahlen in kleineren Staaten aus, bei denen insgesamt 217 Delegierte zu vergeben sind. Um Obamas Vorsprung auch nur einzuholen, müsste Hillary Clinton alle mit über 70 Prozent gewinnen. In Umfragen liegt sie im Durchschnitt der sechs Staaten bei rund 50 Prozent. Doch auch Obama kann es allein in den verbleibenden Vorwahlen nicht mehr schaffen, die magische Marke für die Nominierung zu erreichen.

Damit hängt nun alles von den Superdelegierten ab – ans Votum ungebundene Parteifunktionäre. 250 von ihnen haben sich noch nicht festgelegt. Hillary hatte gehofft, sie mit überzeugenden Siegen in den letzten großen Vorwahlen auf ihre Seite ziehen zu können – das hat nun nicht geklappt. „Das sind schlechte Neuigkeiten für Clinton“, so der Parteistratege der Demokraten, Garry South. „Aber ehrlich gesagt, hat sich das Blatt schon vor einiger Zeit gewendet. Barack Obama hat sie schon längst überflügelt.“

Siegesrede begann mit einem Flehen

Aber Hillary gibt immer noch nicht auf. Der Druck ist ihr anzumerken. Ihre Siegesrede in Indiana begann sie mit einem dreiminütigen Flehen um Geldspenden, die gedrückte Mimik von ihrem Mann Bill im Hintergrund sprach Bände. Angespannt versprach sie ihren Anhängern, weiter anzugreifen.

„Ihr gehen langsam die Optionen aus“, stellte die „New York Times“ fest. „Der Anfang vom Ende“, erklärte NBC. Ihre letzte Hoffnung ist, beim Parteitag im August doch noch genügend Superdelegierte für sich zu gewinnen, um Obamas Vorsprung an echten, gewählten Stimmen (derzeit rund 150 Delegierte) ausgleichen zu können. Doch dann droht der Protest der Straße, warnen führende Demokraten – wenn Clinton sich gegen Obama durchsetzt, obwohl der mehr Stimmen hat. Auf die jungen und schwarzen Wähler, die ihren Favoriten Obama um die Kandidatur betrogen sehen, brauchen die Demokraten dann kaum mehr zu hoffen.

In der Tat belegt eine AP-Umfrage, wie sehr der erbitterte Kampf den Demokraten schadet: Im November lehnte je ein Viertel der Clinton- und Obama-Fans den jeweils anderen Bewerber ab. Heute sagt fast jeder zweite, wenn sich sein Favorit nicht durchsetzt, werde er lieber Republikaner wählen als den dann siegreichen demokratischen Bewerber. TV-Comedy-Star Jon Stewart lästert schon über den „Todesmarsch der Demokraten zum Weißen Haus“.

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