Heiligsprechung
AZ-Landtagskorrespondentin Angela Böhm über den politischen Aschermittwoch
Ach, wie brachte alleine der Gedanke schon manchen in der CSU in Ekstase, in absehbarer Zeit würde Karl-Theodor zu Guttenberg am Aschermittwoch alle berauschen. Dann wär’s endlich vorbei mit den quälenden Anstrengungen, tausende Fans zusammenzutrommeln, mit Bussen zu Horst Seehofer nach Passau zu karren, der sie nicht wirklich fasziniert. Dem es selber graut vor großen Reden, weil’s nicht seine Stärke ist und ein guter Ghostwriter fehlt.
Da kamen bei Seehofer dann Sätze heraus wie: „Der Herrgott hat die Klugheit begrenzt, aber der Dummheit hat er keine Grenzen gesetzt.“ Das muss der CSU und ihrem schwarzen Helden Guttenberg in den Ohren klingen. Der ist jetzt wegen seiner Dummheit weg. Und mit ihm der Traum, die Christsozialen könnten an ihre glanzvolle Geschichte anknüpfen.
So landet die CSU nun wieder in der grauen Fastenzeit, nach dem Verlust der absoluten Mehrheit und ihrer Zwangsehe mit dem unberechenbaren Seehofer, der alle politischen Tricks beherrscht, aber weder Glanz noch Visionen hat.
Heute wird er versuchen, die Dreiländerhalle in Passau in eine Kathedrale zu verwandeln, die Verfolgung des schwarzen Märtyrers beklagen und Superstar Guttenberg heilig sprechen. Damit wenigstens der Schatten des Freiherrn über allem schwebt. Wenn die CSU am Aschermittwoch als ganz normale Partei Seehofer ertragen muss und nur ein Traum bleibt – der von der Wiederauferstehung ihres Schein-Heiligen.