Hat auch EU-Kommissar Doktorarbeit geklaut?

Österreichs Grüne lassen erneut prüfen, ob Johannes Hahn bei seiner Doktorarbeit betrogen hat.

Die Vorwürfe sind nicht neu, doch im Schatten der Guttenberg-Affäre haben sie eine neue Brisanz bekommen. Österreichs Grüne lassen jetzt prüfen, ob EU-Kommissar Hahn bei seiner Doktorarbeit geklaut hat.

Wien - “Hahn könnte unser Guttenberg werden“, sagt der österreichische Grünen-Politiker Peter Pilz.  (Johannes) Hahn? – Der ist immerhin EU-Kommissar und als solcher zuständig für den nicht unwichtigen Bereich der Regionalpolitik der Europäischen Union. Die Grünen haben jetzt auf eigene Rechnung (5.000 bis 10.000 Euro) den Medienwissenschaftler und Plagiatsjäger Stefan Weber mit einer neuerlichen Prüfung der Doktorarbeit Hahns beauftragt.

Schon 2007 war die Dissertation „Perspektiven der Philosophie heute – dargestellt am Phänomen Stadt“ auf verdächtige Stellen geprüft worden. Hahn habe „seitenweise abgeschrieben", hieß es damals im Ergebnis. Seinen Doktortitel durfte der Politiker dennoch behalten. Die Uni Wien verzichtete auf ein Plagiatsverfahren, weil Hahn nie fremdes geistiges Eigentum als sein eigenes ausgegeben habe.

Jetzt – wohl im Schatten der Guttenberg-Affäre und verbesserter Techniken, möglichen Fälschern auf die Schliche zu kommen – haben also die Ösi-Grünen den Stein neu ins Rollen gebracht. Peter Pilz will die Hahn’sche Doktorarbeit „Zeile für Zeile“ prüfen lassen, wie er der Tageszeitung „Die Presse“ sagte. Pilz ist zuversichtlich, Beweise für die Plagiatsvorwürfe zu finden. Denn Professor Weber hat nach eigenen Angaben schon 2007 „gerochen, dass da mehr dran ist“. Der in Deutschland lebende Plagiatsjäger sagt: "Ich habe damals nicht alles gefunden."

Hat Johannes Hahn also nur „a bisserl schlampig“ gearbeitet oder hat er bei seiner Doktorarbeit auch betrogen? Ein Ergebnis der Prüfung soll im April vorliegen. Und dieses könnte auch über die kleine Alpenrepublik hinaus von Interesse sein. Denn wie gesagt: Johannes Hahn ist nicht irgendein Provinzpolitiker der ÖVP, sondern einer der 27 EU-Lenker.

 

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