Harvard nimmt erneut Verbindungen zu Epstein unter die Lupe

Während man in Washington auf Trumps Unterschrift zur Veröffentlichung der Epstein-Akten wartet, rollt die Harvard-Universität in Cambridge einmal mehr ihre eigenen Verbindungen zu dem Finanzier auf.
von  dpa
Zwischen 1998 und 2008 spendete Jeffrey Epstein rund neun Millionen Dollar an Harvard. (Archivbild)
Zwischen 1998 und 2008 spendete Jeffrey Epstein rund neun Millionen Dollar an Harvard. (Archivbild) © Nicolaus Czarnecki/ZUMA Press Wire/dpa

Nach dem Rückzug des einstigen Harvard-Präsidenten Larry Summers aus der Öffentlichkeit hat die Elite-Universität erneut eine Untersuchung ihrer Verbindungen zum gestorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein angestoßen. Man prüfe derzeit Informationen zu Personen aus dem Umfeld der Hochschule, die in jüngst veröffentlichten Dokumenten im Epstein-Fall aufgetaucht seien, zitierten unter anderem die "New York Times" und die "Washington Post" aus einer Harvard-Stellungnahme. Es solle geklärt werden, "welche Maßnahmen erforderlich sein könnten".

Einst wichtige Positionen im Weißen Haus

Summers wurde mit Blick auf die Untersuchung zwar nicht namentlich genannt, hatte sich jedoch kurz zuvor wegen seiner früheren Kontakte zu Epstein weitgehend aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen. Der renommierte Ökonom war unter dem damaligen US-Präsidenten Bill Clinton Finanzminister und später Berater des damaligen Präsidenten Barack Obama. Anfang der 2000er Jahre stand er als Präsident an der Spitze von Harvard. 

Zuletzt hatte er neben einer Harvard-Professur zahlreiche weitere Posten inne, darunter im Vorstand des ChatGPT-Betreibers OpenAI und als Kolumnist für Bloomberg News.

Epstein spendete neun Millionen Dollar

Hintergrund des Rückzugs waren jüngst zutage gekommene E-Mails und Textnachrichten, die einen engen persönlichen Austausch zwischen Summers und Epstein belegen. Die Harvard-Zeitung "Crimson" berichtete über die Kommunikation, die erst kurz vor Epsteins Festnahme im Sommer 2019 endete und in der sich Summers auch abfällig über Frauen äußerte.

Bereits 2020 hatte die Universität eine interne Untersuchung zu ihren Verbindungen zu Epstein eingeleitet. Der Finanzier hatte laut "Crimson" zwischen 1998 und 2008 rund neun Millionen Dollar an Harvard gespendet; von dem Geld sei mindestens ein Gebäude auf dem Campus finanziert worden, das bis heute stehe. Nach seiner ersten Verurteilung 2008 habe die Hochschule jedoch keine weiteren Mittel mehr von Epstein angenommen.

Ermittlungsakten sollen veröffentlicht werden

Der einflussreiche Multimillionär hatte über Jahre einen Missbrauchsring betrieben, dem zahlreiche junge Frauen und Minderjährige zum Opfer fielen. Auch er selbst verging sich an ihnen. Nach einer früheren Verurteilung wurde der Fall später erneut aufgerollt, Epstein abermals festgenommen. Er starb 2019 im Alter von 66 Jahren in seiner Gefängniszelle; laut Obduktionsbericht beging er Suizid. 

Sein Tod und seine Kontakte in die High Society nährten Spekulationen über die mögliche Verwicklung einflussreicher Kreise. Auch der heutige US-Präsident Donald Trump verbrachte in den 1990er Jahren Zeit mit Epstein, wie Partyvideos zeigen.

Nach der Zustimmung des US-Kongresses zur Veröffentlichung von Ermittlungsakten im Epstein-Fall fehlt nur noch Trumps Signatur. Der hat zwar zugesagt, zu unterschreiben - Kritiker bezweifeln aber eine vollständige Aufklärung, da das Gesetz dem Justizministerium bei der Veröffentlichung der Akten Ausnahmen erlaubt.

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