Hammel-Eintopf beim Hunger-Gipfel
TOYAKO - Der Hunger ist zurück auf der politischen Agenda – angesichts der extrem steigenden Nahrungsmittelpreise bedroht er die Stabilität vieler Länder. Das war am Montag das Hauptthema auf dem G8-Gipfel in Japan. Große Hoffnungen auf Ergebnisse machte sich allerdings niemand.
Im Gegenteil, vor allem die Afrikaner fühlen sich nach früheren G8-Versprechen mittlerweile betrogen und enttäuscht. Der Tonfall hätte auch für einen Gottesdienst gepasst: „Dieser G8-Gipfel muss jenen Hoffnung bringen, die keine Hoffnung haben; und denen Nahrung, die keine Nahrung haben.“ Das sagte Weltbank- Präsident Robert Zoellick in Toyako. Er forderte die G8-Staaten zu einer dringenden Soforthilfe auf und zum Anlegen eines Systems von Lebensmittel- Notreserven.
Auch Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte zum Auftakt des Gipfels einen Brief an ihre sieben Kollegen geschrieben, in dem sie das Thema Nahrung zum drängendsten Thema erklärte. Eine halbe Milliarde Euro Soforthilfe will sie für die Landwirtschaft in Entwicklungsländern bereitstellen. Sonst drohe der Kollaps mehrerer Staaten. Die EU plant ein eigenes Programm in Höhe von einer Milliarde Euro.
850 Millionen Menschen hungern
Derzeit hungern 850 Millionen Menschen. Mit jedem Prozentpunkt, um das die Essenspreise steigen, werden es 16 Millionen mehr, rechnete der Weltbank-Chef vor. Die jahrelang stabilen Preise für Reis, Mais und Weizen sind explodiert – um 181 Prozent in den vergangenen Jahren. Hauptursache für den Preisanstieg ist der Biosprit, weil er Ackerflächen bindet; außerdem die wachsende Nachfrage in Schwellenländern und die steigenden Transportkosten. Zoellick: „Während sich viele in Europa und Amerika Sorgen machen, wie sie ihren Tank füllen, kämpfen andere im Rest der Welt darum, wie sie ihre Mägen füllen.“
Entsprechend verbittert sind mittlerweile viele afrikanische Helfer. Auch im Umfeld von Toyako fallen bei den Nicht-Regierungsorganisationen immer wieder Vokabeln wie „Betrug“ und „Wortbruch“. So hatte der G8-Gipfel in Gleneagles 2005 ein 25-Milliarden- Paket bis 2010 versprochen. Geflossen sind bisher drei Milliarden. Vielleicht habe das ja auch was mit der Hautfarbe zu tun, denkt Caroline Kayira von Actionaid Malawi laut nach.
Bisher keine konkrete Lösung
Der Gipfel in Toyako fand bisher keine konkrete Lösung. Für das leibliche Wohl bei der Suche danach war gesorgt: Chefkoch Katsuhiro Nakamura will sich auf lokale Spezialitäten konzentrieren: Meeresfrüchte, Lachs, große Krebse, Jakobsmuscheln – und eine örtliche Hammelfleisch- Spezialität namens „Dschinghis-Khan-Topf“. tan
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