Guttenberg: Verwandelt zum Comeback?

Zum ersten Mal seit dem Rückzug wagt sich Karl-Theodor zu Guttenberg auf ein Podium. Er schimpft über Europas unfähige Politiker. Warmlaufen für das Comeback?
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Zum ersten Mal seit seinem Rückzug von der politischen Bühne hatte sich Karl-Theodor zu Guttenberg auf einer Sicherheitskonferenz im kanadischen Halifax auf einem Podium öffentlich zurück- und zu Wort gemeldet. Er schimpfte über Europas unfähige Politiker. Läuft er sich optisch gewandelt warm für das Comeback?
dpa/AZ 13 Zum ersten Mal seit seinem Rückzug von der politischen Bühne hatte sich Karl-Theodor zu Guttenberg auf einer Sicherheitskonferenz im kanadischen Halifax auf einem Podium öffentlich zurück- und zu Wort gemeldet. Er schimpfte über Europas unfähige Politiker. Läuft er sich optisch gewandelt warm für das Comeback?
Monatelang war Karl-Theodor zu Guttenberg
abgetaucht, jetzt sucht der einstige CSU-Star wieder das
Rampenlicht.
dpa 13 Monatelang war Karl-Theodor zu Guttenberg abgetaucht, jetzt sucht der einstige CSU-Star wieder das Rampenlicht.
Als erstes fiel auf: Der 39-Jährige hat seit
seinem Umzug in die USA zugenommen, er trägt keine Brille mehr und
hat eine neue Frisur – ohne das früher obligatorische nass-glänzende
Haargel.
dapd 13 Als erstes fiel auf: Der 39-Jährige hat seit seinem Umzug in die USA zugenommen, er trägt keine Brille mehr und hat eine neue Frisur – ohne das früher obligatorische nass-glänzende Haargel.
Gut eine Stunde diskutierte Guttenberg mit Sicherheitspolitikern
in fließendem Englisch und sparte dabei nicht mit Kritik an den
Politikern in Deutschland und Europa.
dapd 13 Gut eine Stunde diskutierte Guttenberg mit Sicherheitspolitikern in fließendem Englisch und sparte dabei nicht mit Kritik an den Politikern in Deutschland und Europa.
Aber auch in Deutschland ist der Ex-Minister, der am 5. Dezember 40
Jahre alt wird, noch nicht vergessen.
dpa/AP 13 Aber auch in Deutschland ist der Ex-Minister, der am 5. Dezember 40 Jahre alt wird, noch nicht vergessen.
Noch immer hat Guttenberg aufgrund seiner politischen Leistungen hierzulande zahlreiche Befürworter.
dapd 13 Noch immer hat Guttenberg aufgrund seiner politischen Leistungen hierzulande zahlreiche Befürworter.
Stets an seiner Seite: Ehefrau Stephanie zu Guttenberg im Bundeswehr-Feldlager Kundus.
dpa 13 Stets an seiner Seite: Ehefrau Stephanie zu Guttenberg im Bundeswehr-Feldlager Kundus.
Bekennender Rock-Fan: Karl Theodor zu Guttenberg.
dpa 13 Bekennender Rock-Fan: Karl Theodor zu Guttenberg.
Im Sommer 2011 ließ er sich auf dem Bon-Jovi-Konzert in München sehen.
dpa 13 Im Sommer 2011 ließ er sich auf dem Bon-Jovi-Konzert in München sehen.
Ein Bayer in seinem Element.
AP 13 Ein Bayer in seinem Element.
KT zu Guttenberg mit Ehefrau Stephanie und Charlotte Knobloch, der Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland beim AZ-Wiesn-Stammtisch 2009.
Daniel von Loeper 13 KT zu Guttenberg mit Ehefrau Stephanie und Charlotte Knobloch, der Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland beim AZ-Wiesn-Stammtisch 2009.
Bei seinem Auftritt in Halifax war Guttenberg vergangene Woche als „distinguished statesman“, als „angesehener Staatsmann“ angekündigt worden.
dpa 13 Bei seinem Auftritt in Halifax war Guttenberg vergangene Woche als „distinguished statesman“, als „angesehener Staatsmann“ angekündigt worden.
Der ebenfalls zugegene kanadische Verteidigungsminister Peter MacKay, der seinen Ex-Kollegen zur Begrüßung herzlich umarmte, zeigte sich im dapd-Gespräch
überzeugt, dass Guttenberg ein Comeback in der Politik feiern wird und
„in zwei Jahren Kanzlerkandidat“ ist.
az 13 Der ebenfalls zugegene kanadische Verteidigungsminister Peter MacKay, der seinen Ex-Kollegen zur Begrüßung herzlich umarmte, zeigte sich im dapd-Gespräch überzeugt, dass Guttenberg ein Comeback in der Politik feiern wird und „in zwei Jahren Kanzlerkandidat“ ist.

Zum ersten Mal seit dem Rückzug wagt sich Karl-Theodor zu Guttenberg auf ein Podium. Ganz Staatsmann schimpft er über Europas unfähige Politiker. Warmlaufen für das Comeback?

Halifax – Vor diesem Auftritt kann selbst ein Karl-Theodor zu Guttenberg Lampenfieber haben. Mehr als 300 Paar Augen richten sich auf den gefallenen Politstar, als er sich nach mehr als acht Monaten wieder ins Scheinwerferlicht wagt. Fast schüchtern betritt er den Saal, in dem er auf einem Podium über die Weltwirtschaft parlieren soll. Er vermeidet jeden Augenkontakt mit den wartenden Fotografen, schaut mit leerem Blick in den Raum.

Er lächelt kurz, setzt sich rasch in den weißen Ledersessel, schenkt zuerst seinem Gesprächspartner und dann sich ein Glas Wasser ein. Die guten Manieren sind bekannt, ansonsten wirkt der ehemalige Verteidigungsminister verändert: Die markante runde Brille fehlt, das Gesicht voller, die Frisur ist anders: Statt die Haare nach hinten zu kämmen, deutet er einen Scheitel an, von Gel keine Spur. Man schaut zweimal hin. Guttenberg hat sich eine Sicherheitskonferenz in Halifax für seine Rückkehr in der Öffentlichkeit ausgesucht. Hier im fernen Kanada ist er eine eher kleine Nummer. Die Zugpferde der Veranstaltung sind US-Verteidigungsminister Leon Panetta, sein israelischer Kollege Ehud Barak oder der frühere republikanische Präsidentschaftskandidat John McCain.

Guttenberg begnügt sich mit der Rolle des Experten – er arbeitet für eine sogenannte Denkfabrik in Washington. Er analysiert und liefert Ideen, Politik machen jetzt andere. Guttenberg dürfte den Ort mit Bedacht gewählt haben. Man kennt sich. Schon vor zwei Jahren war er in Halifax aufgetreten, damals noch als deutscher Verteidigungsminister. Offensichtlich ist es kein Thema für Macher und Teilnehmer der Konferenz, dass er nach Erkenntnissen seiner Uni bei der Doktorarbeit abgekupfert hatte. Er habe über die Plagiatsaffäre gelesen, sagt Forumsleiter Peter Van Praagh. Ein Thema für ihn? „Nein. Es geht um seine Erfahrung, deshalb wollen ihn die Leute hören.“

Die Veranstalter kündigen Guttenberg als „angesehenen Staatsmann“ an. Und wie ein Staatsmann redet Guttenberg dann auf dem Podium. Zuerst etwas verhalten, dann läuft er zu Form auf. Da verteilt er eine Breitseite gegen Europas Politiker, die unfähig seien, die Krise zu lösen und den Menschen die Lage zu erklären. „Wir stolpern von einer Ad-hoc-Lösung in die nächste.“ Guttenberg führt Klage, dass sich die USA mehr Richtung Asien wenden und die Europäer dem tatenlos zusehen. „Die Verschiebung der Macht ist offensichtlich.“ Und er berichtet über seinen Besuch bei den Wall-Street-Protesten in New York.

„Vielleicht ist das ein Warnsignal, dass etwas in unserer Demokratie falsch läuft.“ Und der Ex-Minister punktet. „Guttenberg ist gut angekommen“, sagt ein Zuhörer, Bundeswehr-Oberstleutnant Patrick Kübler vom NATO-Kommando im US-Stützpunkt Norfolk. „Er genießt bis heute einen sehr guten Ruf. Die Leute haben ihn in sehr guter Erinnerung.“ Dass Guttenberg auch in der Heimat noch immer bewegt, zeigt der Auflauf deutscher Presse in Halifax. „Sind Sie auch wegen dieses deutschen Politikers hier?“ fragt die Dame am Empfang.

„Wie heißt er noch? Gattenbörg.“ Ein Dutzend Journalisten ist für den einstigen CSU-Star angereist. Doch Guttenberg meidet sie. Erst nach langem Gezerre mit den Veranstaltern dürfen Fotografen in den Saal, um Bilder von Guttenbergs ersten Minuten auf dem Podium zu machen. Als die Diskussion beginnt, müssen sie raus. In einem Nebenraum ist Guttenberg per Video zu sehen und zu hören. Fragen gibt es viele, Antworten keine: Sitzt er an einer neuen Doktorarbeit? Wann kommt er zurück nach Deutschland? Kommt das Comeback in der Politik? „Warum nicht?“, meint Oberstleutnant Kübler – ganz privat.

 

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