Guttenberg-Besuch abgesagt: Der Minister im Krieg

Bei seinem Afghanistan-Besuch bekommt Karl-Theodor zu Guttenberg hautnah zu spüren, wie gefährlich der Einsatz ist: Sein Hubschrauber muss wegen Gefechten nach zehn Minuten umdrehen.
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Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg
dpa Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg

KUNDUS - Bei seinem Afghanistan-Besuch bekommt Karl-Theodor zu Guttenberg hautnah zu spüren, wie gefährlich der Einsatz ist: Sein Hubschrauber muss wegen Gefechten nach zehn Minuten umdrehen.

„Ich selbst würde sofort nach Afghanistan gehen, wenn ich noch Unteroffizier wäre“: Es war ein recht forsches Zitat, das Karl-Theodor zu Guttenberg im „Hamburger Abendblatt“ zu Protokoll gab. Kaum gesagt, bekam der Minister bei einem Besuch in Afghanistan schon den Ernst der Lage zu spüren. Der Minister war bereits im Hubschrauber unterwegs zu den Einheiten der schnellen Eingreiftruppe in der Unruheprovinz Baghlan, als der Besuch kurzfristig abgesagt wurde: Gefechte mit den Taliban ließen den Ministertrip als zu gefährlich erscheinen. Eine Patrouille der Bundeswehr wurde angegriffen und beschossen. Nach nur zehn Minuten Flugzeit drehte der Minister-Helikopter wieder um.

Es hätte der erste Ministerbesuch an der Front sein sollen, außerhalb der schützenden Mauern der Feldlager. Doch Guttenberg beugte sich dem Truppenkommandeur: „Sicherheit geht vor, auch für die Männer vor Ort.“

Schon zuvor hatte sich der Strahleminister in Kundus eher düster geäußert: Die Sicherheitslage bereite ihm Sorgen, sagte „KT“. Denn die Taliban gingen immer professioneller zur Sache. Außerdem werde die Lage im Land vor den anstehenden Parlamentswahlen eher noch gefährlicher werden: „Es ist eine Situation, die uns sehr viele Sorgen macht.“ Mit seinem Besuch wolle er daher die Soldaten motivieren und ihnen „die Unterstützung der Bundesregierung übermitteln“.

Der Bundeswehrkommandeur in Kundus, Oberst Reinhardt Zudrop, zeigte sich nur wenig verwundert über den Taliban-Angriff in Baghlan, wo vor drei Monaten vier deutsche Soldaten getötet wurden. „Es passt in das Gesamtbild der hohen Aktivität, die wir hier zur Zeit im Nordbereich haben.“ Tatsächlich hat sich die Lage in Afghanistan seit dem Frühjahr zusehends verschlechtert. Im Juni wurden 102 Soldaten der internationalen Schutztruppe ISAF getötet, mehr als je zuvor.

Auch im Zuständigkeitsbereich der Bundeswehr im Norden sind Gefechte fast schon an der Tagesordnung. Welche Wucht die Sprengfallen der Taliban haben, konnte Guttenberg im Feldlager besichtigen. Zudrop zeigte ihm einen Fuchs-Panzer, dessen Boden von einem Sprengsatz teilweise zerfetzt worden war. Wären Soldaten im Laderaum gewesen, sie hätten es wohl nicht überlebt.

Die Nato-Truppen rüsten jetzt kräftig auf: Guttenberg nahm an der Übergabe von 40 US-Hubschraubern teil. Nach den Kampfhubschraubern hatte sich die Bundeswehr lange Zeit gesehnt. „Die Helikopter sind ein wesentlicher Schritt nach vorne“, sagte Guttenberg. In Kundus besichtigte er weiteres Kampfgerät: Mit zwei Panzerhaubitzen hat die Bundeswehr erstmals schwere Artilleriegeschütze ins Ausland verfrachtet. „Eine wichtige Waffe, um dort wirken zu können, wo man wirken muss“, sagte der Minister finster.

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