Guatemala: TV-Komiker wird neuer Präsident
Die Bürger Guatemalas haben aus Empörung über die traditionellen Polit-Eliten einen TV-Komiker zum neuen Präsidenten gewählt. Nun warten auf den Außenseiter große Aufgaben. Vor allem muss er das Vertrauen in die staatlichen Institutionen wieder herstellen.
Guatemala-Stadt - Schallende Ohrfeige für das Establishment: Der frühere TV-Komiker und politische Newcomer Jimmy Morales hat die Stichwahl um das Präsidentenamt in Guatemala deutlich gewonnen. Der Kandidat der nationalistischen Partei FCN kam auf 67,44 Prozent der Stimmen, teilte das Wahlamt am Montagmorgen (Ortszeit) mit. Auf die frühere First Lady Sandra Torres von der sozialdemokratischen Partei UNE entfielen demnach 32,56 Prozent der Stimmen.
"Ich bin ein einfacher Mann wie ihr. Ich habe keine Superkräfte, aber ein großes Herz, das diese Nation liebt", sagte Morales laut der Zeitung "Prensa Libre" auf der Siegesfeier. Alles habe seinen Anfang genommen mit den Demonstrationen gegen die korrupte Vorgängerregierung im Frühjahr. "Die Bevölkerung muss davon überzeugt werden, dass die Politik nicht schlecht ist", sagte der Wahlsieger. "Wir haben keine Posten verkauft und werden es auch nicht tun, denn sie sind das Eigentum Guatemalas."
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Der prominente TV-Komiker Morales profitierte vom Verdruss vieler Guatemalteken über die korrupten Politeliten. Ex-Präsident Otto Pérez und seine frühere Stellvertreterin Roxana Baldetti sitzen wegen Schmiergeldvorwürfen in Untersuchungshaft. Sie sollen sich über einen Korruptionsring in der Zollverwaltung bereichert haben.
Der 46-jährige Wahlsieger steht vor großen Herausforderungen. Er muss das Vertrauen der knapp 15 Millionen Guatemalteken in die Institutionen des Landes wiedergewinnen, die ausufernde Kriminalität bekämpfen und die Staatseinnahmen in Mittelamerikas größter Volkswirtschaft erhöhen.
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Mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 3478 US-Dollar gehört Guatemala zwar zu den Ländern mit mittlerem Einkommen, allerdings gelten mehr als die Hälfte der Menschen als arm. Die Staatsverschuldung stieg zuletzt deutlich an. Dabei sind gemessen an der Größe der Volkswirtschaft die öffentlichen Ausgaben nirgendwo so gering wie in Guatemala.
Viel Geld verschwindet jedoch in den Taschen korrupter Politiker. Er wolle Guatemala in eine neue Nation mit Verantwortlichkeit und Rechten verwandeln, kündigte Morales an. "Das war eine Wahl für das Ende der Korruption."
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