Gewaltsame Zerschlagung der Proteste

Die Regierung hatte Demonstrationen untersagt, den Oppositionsführen wurden Haftstrafen angedroht. Trotzdem versammelten sich Tausende. Die Polizei trieb die Menge mit Gewalt auseinander.
von  Abendzeitung
Opposition gibt sich weiter kämpferisch
Opposition gibt sich weiter kämpferisch © dpa

Die Regierung hatte Demonstrationen untersagt, den Oppositionsführen wurden Haftstrafen angedroht. Trotzdem versammelten sich Tausende. Die Polizei trieb die Menge mit Gewalt auseinander.

Die iranische Opposition hat sich am Samstag über das Demonstrationsverbot der Regierung hinweggesetzt und erneut gegen das offizielle Ergebnis der Präsidentenwahl protestiert.

Dabei kam es zu schweren Zusammenstößen zwischen Polizei und den Protestierenden. Schlagstöcke, Tränengas und Wasserwerfer wurden gegen die rund 3000 Demonstranten eingesetzt, wie Augenzeugen berichteten. Das englischsprachige staatliche Fernsehen berichtete von einer Explosion am Imam-Chomeini-Mausoleum, bei der ein Mensch getötet und zwei Personen verletzt worden seien. Die Demonstranten riefen «Tod der Diktatur» und «Tod dem Diktator», berichteten die Zeugen weiter.

Schwerverletzte in der Nähe des Revolutionsplatzes

Besonders heftige Auseinandersetzungen habe es in der Nähe des Revolutionsplatzes gegeben. Polizei und regierungstreue Milizen hätten 50 bis 60 Demonstranten so schwer verletzt, dass sie in das Imam-Chomeini-Krankenhaus gebracht werden mussten, berichteten Augenzeugen der Nachrichtenagentur AP. Einige blutende Demonstranten seien auch von anderen Demonstranten weggetragen worden. Auch aus der Universität von Teheran, die von Bereitschaftspolizei abgeriegelt war, waren die Rufe «Tod dem Diktator!» zu hören, wie es hieß.

Am Mausoleum des iranischen Revolutionsführers Ayatollah Ruhollah Chomeini hat es nach einem Bericht des englischsprachigen staatlichen Fernsehsenders eine Explosion gegeben. Dabei sollen zwei Menschen getötet und acht weitere verletzt worden sein. Eine unabhängige Bestätigung dafür gab es zunächst nicht. Ob ein Zusammenhang mit den Massenprotesten besteht, war unklar. Das Mausoleum des islamischen Revolutionsführers Khomeini gilt vielen Iranern als Heiligtum. Der Bericht konnte von unabhängiger Seite zunächst nicht überprüft werden. Die Berichterstattung in- und ausländischer Medien war erneut massiv behindert.

Der geistliche Führer des Irans, Ayatollah Ali Chamenei, hatte am Freitag die Opposition aufgefordert, den offiziell erklärten Wahlsieg von Amtsinhaber Mahmud Ahmadinedschad zu respektieren und die Proteste zu beenden. Andernfalls werde sie die Verantwortung für «Blutvergießen und Chaos» tragen müssen.

Haft für Oppositionsführer angekündigt

Am Samstag beobachteten Anwohner bereits vor der Kundgebung am Nachmittag ein großes Aufgebot an Sicherheitskräften. Die iranische Regierung drohte Oppositionsführer Mir Hossein Mussawi mit persönlichen Konsequenzen, sollten die angekündigten Demonstrationen stattfinden. Polizeisprecher Ahmad Resa Radan sagte, falls Oppositionsanhänger wieder auf die Straßen gingen, «werden ihre Führer verhaftet». Nach Angaben des Nachrichtensenders Khabar haben die Mussawi nahestehenden Hauptveranstalter daraufhin inzwischen einen Aufruf zu einer Massenkundgebung zurückgezogen. Seit der Bekanntgabe des amtlichen Wahlergebnisses gehen die Anhänger Mussawis auf die Straße, um für ihren Kandidaten zu demonstrieren. Am Samstag hatte sich der Wächterrat des Landes dazu bereiterklärt, stichprobenartig zehn Prozent der Stimmen neu auszuzählen. Damit ist die Opposition nicht einverstanden, sie will Neuwahlen.

Die «Straße» erscheint im Netz

Um ihren Forderungen mehr Gehör zu verschaffen, hat die Protestbewegung im Iran hat eine eigene Internet-Zeitung mit dem Titel «Straße» herausgegeben. Die erste Ausgabe sei am Samstag per Internet vor allem an Iraner verschickt worden. Die Artikel und Bilder in der Tageszeitung stammen nicht von Journalisten, sondern von Demonstranten. Oppositionsführer Mir Hussein Mussawi hatte zuvor auf seiner Internetseite dazu aufgerufen, seine Forderungen zu verbreiten. (AP/dpa/nz)

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