Gerhard Gribkowsky: Pleitebanker in Haft

Der Ex-Risikovorstand der BayernLB hat 50 Millionen US-Dollar in einer Stiftung zu seinem eigenen Nutzen geparkt und muss der Justiz erklären, woher er so viel Geld hat.
von  Abendzeitung
Ex-Risikovorstand Gerhard Gribkowsky
Ex-Risikovorstand Gerhard Gribkowsky © dpa

Der Ex-Risikovorstand der BayernLB hat 50 Millionen US-Dollar in einer Stiftung zu seinem eigenen Nutzen geparkt und muss der Justiz erklären, woher er so viel Geld hat.

MÜNCHEN Sonnenschein bekommt Ex-BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky (52) nur noch durch die vergitterten Fenster der Justizvollzugsanstalt München-Stadelheim zu sehen. Am Mittwochvormittag klickten in seiner Grünwalder Luxusvilla die Handschellen. Über eine Salzburger Privatstiftung mit dem Namen „Sonnenschein“ hat der Banker 50 Millionen US-Dollar versteckt. Angeblich das Honorar für Beraterverträge. Seine Auftraggeber saßen auf Mauritius und Virgin Island. Von dort kam das Geld – während bei seinem Arbeitgeber, der BayernLB, alles den Bach hinunter ging. Dort war Gribkowsky für 500000 Euro Jahresgehalt fürs Risiko-Management zuständig.

Die Münchner Staatsanwaltschaft nimmt ihm dieses Millionen-Märchen nicht ab. Nach ihren Ermittlungen bekam er den Dollarregen „getarnt über zwei Beraterverträge“ für sein „Entgegenkommen“ beim Verkauf der Formel-1-Anteile. Das ist der größte Schmiergeld-Fall der Bundesrepublik. Bestechlichkeit, Untreue, Steuerhinterziehung, lauten die Vorwürfe.

Für Manuel Theisen, BWL-Professor an der LMU und Verfasser des Standardwerks der „Konzern“ steht schon fest: „50 Millionen Dollar sind ja nicht etwa ein Taschengeld- sie sind das 50fache des Jahresgehalts.“ Und: „Es muss eine Gegenleistung gegeben haben, all dies ist unstreitig.“ Dafür droht Gribkowsky eine Haftstrafe zwischen fünf und zehn Jahren.

Die BayernLB hatte ihren Vorstand, der von der Deutschen Bank kam, beauftragt, die Formel-1-Rechte zu verwerten. Ein Überbleibsel der Pleite des Medienmoguls Leo Kirch. Wert: eine Milliarde Dollar. „Wie ein Gockel“ sei er herumstolziert, dass er nun in der Formel 1 unterwegs sei, heißt es in Bankkreisen. Ende März 2006 war der Deal perfekt, die BayernLB die Formel 1 los – und Bernie Ecclestone im Rennzirkus wieder die Nummer 1. Gribkowsky will von seinem Arbeitgeber eine eine extra Prämie. Der Verwaltungsrat lehnt ab. Ob es eine Nebentätigkeitserlaubnis gab, muss erst geklärt werden.

Beim Raiffeisenverband Salzburg gehen da 50 Millionen US-Dollar ein auf das Konto der GG Consulting. Geschäftsführer sind Gribkowsky und der Wiener Anwalt Gerald Toifl. Den Österreichern kommt das spanisch vor. Sie alarmieren die Salzburger Staatsanwaltschaft. Die ermittelt wegen Geldwäsche.

Gribkowsky hat alle Hände voll zu tun. Im März 2007 wird das Verfahren eingestellt. Dank Toifl. Der gilt als Spezialist für heikle Verfahren und das Gründen von Stiftungen. Er ist kein unbeschriebenes Blatt. Haiders Generalsekretär Walter Meischberger gehörte auch zu seinen Mandanten. Der soll beim Verkauf der Bundeswohngesellschaften 7,7 Millionen Euro Provision kassiert haben. Das Geld landete in Liechtenstein. Treuhänder war Toifl.

Gribkowsky versteuert die Millionen in Österreich. Das beruhigt offensichtlich die dortigen Behörden, obwohl er seinen Wohnsitz in München hat. Für seine Stiftung blieben 25 Millionen Euro. Dabei hätte Gribkowsky zu dieser Zeit genügend mit der BayernLB zu tun gehabt. Die kauft im Mai 2007 die marode Kärntner HGAA. Er muss zuvor die Risiken prüfen. Auch beim Kauf der US-Immobilien-Hypotheken. Gribkowsky hat keine Bedenken - der Steuerzahler das Desaster: Der bleibt auf zehn Milliarden Verlust sitzen.

Angela Böhm

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