Gegenschlag der Guttenberg-Fans
In der Plagiatsaffäre um Vereidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg formiert sich eine breite Unterstützerkampagne im Internet.
Mainz/München - Viele der Schreiber sind entrüstet. Eine Frau beklagt „Stasi-Niveau“, ein Mann sieht „eine moderne Inquisition“, ein weiterer fordert: „Schluss mit der Hetze!“. Andere Internetnutzer wenden sich an den Gescholtenen selbst: „Ob Doktor oder nicht, bleiben Sie stark, Herr Guttenberg“, heißt es beispielsweise und an anderer Stelle: „Sie sind in einer langweiligen Politikumgebung ein Rockstar mit klaren Visionen.“
Auf die Angriffe und den Spott für Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) der vergangenen Tage wegen der Plagiatsaffäre folgt nun der Gegenschlag seiner Fans und Unterstützer im Internet: Auf einer am Donnerstagabend eingerichteten Pro-Guttenberg-Seite im sozialen Netzwerk Facebook haben bis zum Montagnachmittag mehr als 125.000 Internetnutzer den „Gefällt mir“-Button gedrückt und damit ihre Solidarität mit dem CSU-Politiker manifestiert – Minute für Minute kamen Dutzende Unterstützer hinzu.
FDP-Mitglied unterstützt CSU-Minister
Erstellt wurde die Facebook-Seite mit dem Titel „Gegen die Jagd auf Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg“ (facebook.com/ProGuttenberg) vom Mainzer Medienunternehmer Tobias Huch. Er sei zwar FDP-Mitglied, finde aber, dass Guttenberg als Verteidigungsminister einen „guten Job“ mache, sagte der 29-Jährige der Nachrichtenagentur dapd. Mit der Seite habe er seinen eigenen Unmut über die Berichterstattung der Medien und die Attacken aus der Opposition auf den Minister ausdrücken wollen.
An so eine „Welle“ der Unterstützung habe er zunächst gar nicht gedacht, sondern lediglich rund 100 Bekannte auf die Seite hingewiesen. „Ich wusste, dass Zuspruch kommt“, sagte Huch. „Der Schwung hat mich aber überrascht.“ Über Nacht klickten rund 2.000 Menschen auf den „Gefällt mir“-Button. Als es am Freitagmittag mehr als 12.000 waren, gab Huch 100.000 als Ziel aus. Mittlerweile peilt er eine halbe Million Unterstützer an. Huch zeigt sich überzeugt, dass der breite Zuspruch für den Minister Wirkung zeigen wird und „ein paar Personen zur Mäßigung anhält“.
Das sei auch das Ziel seiner Seite: Den „Ball flach halten“ und den Fall nicht „mit dieser Aufgeregtheit“ diskutieren.
Gegner und Spötter
Doch auch Guttenberg-Gegner haben bei Facebook Seiten eingerichtet, allerdings mit deutlich geringerem Zuspruch. Die Seite „Guttenberg muss gehen“ (facebook.com/Anti.Guttenberg) fand bis Montagnachmittag keine 1000 Unterstützer, bei der Seite „Studenten und Akademiker gegen Karl-Theodor zu Guttenberg“ (facebook.com/GegenGuttenberg) waren es weniger als 500. Und die Seite „Für die Aberkennung der Doktorwürde von Karl-Theodor zu Guttenberg“ (facebook.com/KontraGuttenberg) fand zunächst nur bei etwas mehr als 200 Internetnutzern Gefallen.
Die Spötter sind freilich auch nicht verstummt: Ein fiktiver „Dr. strg. c. Guttenberg“ rief die „Guttenbergwochen“ bei Facebook aus: „Einfach eine Meldung aus dem Freundeskreis kopieren und als eigene Meldung veröffentlichen. Natürlich ohne Quellenangabe.“ Auf der Seite „Witzfigur & Raubkopierer“ sind die „besten Guttenberg-Witze“ zu lesen und die Seite „Karl-Theodor Xerox zu Googleberg-Guttenberg“ huldigt dem „ersten Copy&Paste-Minister der Welt“.
- Themen:
- CSU
- Karl-Theodor zu Guttenberg