Gaucks Europa-Rede: Richtige Worte
Das Thema hat es in sich. Richtig viel holen kann man damit nicht, nur richtig viel verlieren. Joachim Gauck schien das zu spüren. Er sprach langsam, er war sich bewusst, dass der Bundespräsident der größten Wirtschaftsmacht und des bevölkerungsreichsten Landes des alten Kontinents nichts Falsches sagen darf zu Europa. Das hat er vermieden. Und er hat sogar etwas gut gemacht.
Es ist ist schon länger her, dass ein führender deutscher Politiker Verantwortung für Europa als etwas Erstrebenswertes dargestellt hat, als ein Projekt, für das es sich zu arbeiten lohnt. Stattdessen hecheln sie von der Kanzlerin über den Finanzminister abwärts von Krisengipfel zu Krisengipfel. Sie nennen ihre Flickschusterei „alternativlos“ und verstärken so nur das Unbehagen an der großen Idee.
Noch immer scheut sich Bundeskanzlerin Angela Merkel, sich an die Spitze der Bewegung zu stellen und aktiv für eine Konstruktion zu werben, von der niemand so stark profitiert wie Deutschland.
Es war wohltuend, dass Gauck einmal nicht das Europa der Standortvorteile und der Konzerne beschwor, sondern dass er die jungen Leute ansprach, die wie selbstverständlich in einen grenzenlosen Kontinent reisen, lernen und arbeiten.
Gauck nannte die weichen Faktoren wie Empathie und Engagement, ohne die harte Arbeit nichts fruchten wird. Der Bundespräsident, heißt es immer wieder, hat nur die Kraft des Wortes. Zum Thema Europa hat er die richtigen gefunden.
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