Ganze ICE-Flotte fällt aus
Ein ICE-Unfall mit weitreichenden Folgen: Die Bahn ruft alle neuen Züge zurück – tausende Fahrgäste sind davon nun betroffen. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen bisher unbekannte Bahnmitarbeiter, ob sie Warnungen von Fahrgästen ignoriert haben.
KÖLN Die Bahn hat am Freitag ihre gesamte ICE-3-Flotte zur Überprüfung aus dem Verkehr genommen – zahlreiche Verbindungen fielen aus, zehntausende Fahrgäste waren betroffen, es kam zu großem Chaos. Und die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen bisher unbekannte Bahnmitarbeiter, ob sie Warnungen von Fahrgästen ignoriert haben.
Am Mittwoch war ein ICE 3 – also die neueste Generation – bei der Abfahrt in Köln aus den Gleisen gesprungen. Den Fahrgästen war nichts passiert, doch der defekte Zug blockierte stundenlang den Verkehr. Und: Womöglich waren die Räder schon vorher auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke von Frankfurt nach Köln beschädigt. Die Staatsanwaltschaft hat entsprechende Hinweise. Passagiere sollen Zugbegleiter mehrmals auf verdächtige Geräusche hingewiesen haben. Insofern war es noch Glück, dass die defekte Radsatzwelle erst beim langsamen Wiederanrollen im Bahnhof den Zug entgleisen ließ und nicht vorher bei Tempo 300. Hintergründe sollen jetzt die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft klären.
Auch die Bahn reagiert
Sie zog gestern 61 ihrer 67 hochmodernen ICE-3-Züge aus dem Verkehr und schickte sie in die Werkstatt. Die restlichen sechs waren gerade in der Wartung. „Mit den Zusatzuntersuchungen gehen wir auf Nummer sicher“, so Bahn-Vorstand Karl-Friedrich Rausch. Es sei nicht auszuschließen, dass das Problem auch die anderen ICE-3-Züge betreffe. Die Bahn verfügt über insgesamt 240 ICE-Züge.
Der Rückruf einer ganzen Flotte führte zu einem enormen Verkehrschaos. Allein am Freitag – immer ein stark ausgelasteter Tag – fielen 78 Fernverbindungen komplett aus. Die Bahn geht davon aus, dass sich die Lage frühestens im Laufe des heutigen Samstags beruhigt: Und da beginnen in fünf Bundesländern gleichzeitig die Sommerferien. Kunden können sich die Fahrplanänderungen im Internet anschauen und herunterladen oder sie unter der kostenlosen Hotline 08000-996633 erfragen.