Gaddafis Geld für seine Gegner
UN und Italien geben Teile des libyschen Vermögens frei. Die Übergangsregierung nimmt ihre Arbeit in Tripolis auf - und versucht, die Truppen des Diktators zum Aufgeben zu bewegen.
TRIPOLIS - Der Kampf ist nicht zur Ende, der Despot nicht gefasst. Trotzdem hat der oppositionelle Übergangsrat nun in Libyens Hauptstadt seine Arbeit aufgenommen. Während sich die Rebellen draußen Straßenkämpfe liefern, planen die neuen Kräfte des nordafrikanischen Landes die Zeit nach Gaddafi – das Vermögen des Despoten soll dabei helfen. Trotz der prekären Sicherheitslage haben die Rebellen ihren Übergangsrat von Bengasi nach Tripolis verlegt: In der Nacht zum Donnerstagwaren bereits mehrere Mitglieder triumphal dort eingezogen, die erste Kabinettssitzung fand bereits statt.
Damit ist es offiziell: Die Zukunft Libyens wird wieder von der Hauptstadt aus geleitet. Zwar befinden sich erst acht der vierzig Ratsmitglieder in Tripolis, jedoch sollen bald weitere sechs Mitglieder dort eintreffen. Wann Gaddafi gefasst wird, spiele für die Arbeit des Rates keine Rolle, sagte der Finanzminister, Ali Tarhuni: „Wir können mit dem Wiederaufbau des Landes beginnen.“ Der Chef der Übergangsregierung Mahmud Dschibril werde zum Rat dazu stoßen, sobald die Sicherheitslage es erlaube. Derzeit befinde sich der ehemalige Justizminister Gaddafis in Europa, um eingefrorenes Vermögen des Despoten loszueisen.
Nachdem die UN bereits umgerechnet eine Million Euro freigegeben hatte, kündigte auch Italien an, nächste Woche 350 Millionen Euroden Rebellen zugänglich zu machen. In der EU wird über einen Termin noch beraten. Gut 40 Milliarden Dollar sind weltweit eingefroren – die Rebellen drängen auf eine rasche Freigabe. Neben humanitärer Hilfe gehe es auch um den Wiederaufbau des vom Bürgerkrieg zerstörten Landes. „Es wird eine ganze Weile dauern“, kommentierte Kabinettsmitglied Ahmed Dschehani die Länge des Aufbauprozesses. Den Regierungstruppen legten sie nahe, aufzugeben: „Wir versprechen euch, dass wir keine Rache üben werden“, sagte Ali al-Tarhuni, Stellvertreter Dschibrils.
Unterdessen verzeichnen die Rebellen außenpolitische Erfolge: Die Arabische Liga kündigte die Wiederaufnahme Libyens in die Organisation an – aufgrund der Gräueltaten des Gaddafis war das Land im Februar ausgeschlossen worden. Die Afrikanische Union ist trotzdem weiterhin nicht bereit, den Übergangsrat als legitime Vertretung Libyens anzuerkennen.
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