Fünf Dinge, die man über Venezuela wissen muss

Der Streit zwischen Washington und Caracas spitzt sich zu – zuletzt erstürmten US-Soldaten einen venezolanischen Öltanker. Vordergründig geht es um Drogen, doch die Konfliktursachen liegen tiefer.
dpa |
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Trotz reicher Bodenschätze wie Erdöl, Gold und seltene Erden herrscht in Venezuela bittere Armut. (Archivbild)
Trotz reicher Bodenschätze wie Erdöl, Gold und seltene Erden herrscht in Venezuela bittere Armut. (Archivbild) © Jesus Vargas/dpa
Caracas

Der Konflikt zwischen Venezuela und den USA hat sich nach der Erstürmung eines venezolanischen Öltankers durch US-Soldaten weiter zugespitzt. Zugleich sorgt die heimliche Ausreise der neuen Friedensnobelpreisträgerin und Oppositionsführerin María Corina Machado international für Aufsehen. Sie war kurz vor der Beschlagnahme des Tankers in Abwesenheit ausgezeichnet worden.

Die Erstürmung des Tankers ist Teil einer Reihe militärischer Aktionen der USA in der Region: In den vergangenen Monaten versenkte das US-Militär immer wieder Schnellboote in der Karibik, die angeblich mit Drogen beladen waren. Außerdem zogen die USA dort eine schlagkräftige Streitmacht aus Kriegsschiffen, Kampfflugzeugen und Soldaten zusammen. Die Staatsführung in Caracas wirft Washington vor, einen Machtwechsel erzwingen zu wollen, um Zugriff auf die reichen Ölreserven des südamerikanischen Landes zu bekommen.

Fünf Dinge, die man über Venezuela wissen sollte: 

Autoritäre Staatsführung

Venezuela wird seit 2013 von dem autoritären Linkspolitiker Nicolás Maduro regiert. Nach seiner von Betrugsvorwürfen überschatteten Wiederwahl im vergangenen Jahr ließ er sich für eine weitere Amtszeit bis 2031 als Präsident vereidigen. Internationale Organisationen und Menschenrechtler werfen Maduros Regierung die Unterdrückung von politisch Andersdenkenden, willkürliche Festnahmen von Regierungsgegnern, Folter und Gewalt vor. Trotz teilweiser massiver Proteste gegen seine Regierung sitzt Maduro fest im Sattel – vor allem, weil ihm das Militär die Treue hält.

Der venezolanischen Oppositionsführerin María Corina Machado wurde in diesem Jahr der Friedensnobelpreis für "ihren Kampf für einen gerechten und friedlichen Übergang von Diktatur zur Demokratie" zuerkannt. Sie traf jedoch erst Stunden nach der offiziellen Preisverleihung und einer geheimen Ausreise in Oslo ein.

Da gegen sie unter anderem wegen Vaterlandsverrats ermittelt wird, hatte sie sich seit über einem Jahr im Untergrund aufgehalten. Die Staatsanwaltschaft hatte angekündigt, Machado als flüchtig zu betrachten, sollte sie das Land verlassen. Sollte sie nach Venezuela zurückkehren wollen, drohen ihr schwerwiegende Folgen wie eine Verhaftung oder ein Einreiseverbot.

Größte Ölreserven der Welt

Das südamerikanische Land verfügt mit schätzungsweise 303 Milliarden Barrel (je 159 Liter) über die größten Ölreserven der Welt. Es handelt sich dabei vor allem um Schweröl, das nur mit spezieller Technik gefördert und raffiniert werden kann. Trotz der enormen Reserven ist die Ölproduktion mit rund einer Million Barrel pro Tag derzeit recht niedrig – vor 20 Jahren wurden noch fast drei Millionen Barrel Öl pro Tag in Venezuela gefördert. Verantwortlich dafür sind Sanktionen, Missmanagement beim staatlichen Energiekonzern PDVSA und Korruption. Seit diesem Jahr fördert auch der US-Ölriese Chevron wieder in Venezuela.

Die Erstürmung des Tankers durch US-Soldaten markiert eine neue Eskalationsstufe im Konflikt. Washington begründete den Einsatz damit, dass das Schiff Teil eines illegalen Netzwerks zum Öltransport gewesen sei, mit dem ausländische Terrororganisationen unterstützt werden sollten. Caracas sprach von einem "Akt internationaler Piraterie" der USA.

US-Präsident Donald Trump sprach vom größten jemals beschlagnahmten Tanker und kündigte weitere Schritte an. Bei der spektakulären Operation seilten sich Soldaten von einem Hubschrauber auf das Deck ab und übernahmen das Schiff. Wohin es unterwegs war, war angesichts widersprüchlicher US-Angaben zunächst unklar.

Bittere Armut 

Trotz reicher Bodenschätze wie Erdöl, Gold und seltenen Erden herrscht in Venezuela bittere Armut. Laut einem Bericht der Venezolanischen Beobachtungsstelle für Finanzen (OVF) leben 86 Prozent der Haushalte in dem südamerikanischen Land unterhalb der Armutsgrenze. Das Durchschnittseinkommen der Haushalte beträgt demnach 231 US-Dollar pro Monat, während der Lebensmittelwarenkorb für eine Familie bei 391 Dollar liegt. Viele Familien sind auf Überweisungen ihrer Angehörigen aus dem Ausland angewiesen, um über die Runden zu kommen. 

Flüchtlingskrise

Die massive Wirtschaftskrise, aber auch staatliche Unterdrückung und Gewalt haben zu einer massiven Auswanderungswelle aus Venezuela geführt. Auch zahlreiche gut ausgebildete Arbeitskräfte sind längst abgewandert. Nach Angaben der Vereinten Nationen haben mittlerweile 7,9 Millionen Venezolaner ihre Heimat verlassen – das entspricht etwa einem Viertel der Gesamtbevölkerung. Die meisten Venezolaner leben in den lateinamerikanischen Nachbarstaaten, aber viele versuchen auch in den USA oder in Europa ihr Glück. In diesem Jahr kamen in der EU erstmals die meisten Asylbewerber aus Venezuela.

USA-Gegner als Verbündete

Maduro geriert sich als unbeugsamer Rebell im Hinterhof der Vereinigten Staaten, der der US-Regierung unerschrocken die Stirn bietet. Immer wieder wettert er gegen den "Imperialismus" der "Yankees" und zeichnet ein Bild von Venezuela als sozialistischem Vorzeigestaat. Unterstützt wird er von den linken Regierungen in Kuba und Nicaragua. Kubanische Geheimdienstagenten sollen beispielsweise dabei helfen, die einfachen Soldaten auf Linie zu halten. Auch Russland, China und der Iran gehören zu Venezuelas Verbündeten.

Hinweis: Diese Meldung ist Teil eines automatisierten Angebots der nach strengen journalistischen Regeln arbeitenden Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sie wird von der AZ-Onlineredaktion nicht bearbeitet oder geprüft. Fragen und Hinweise bitte an feedback@az-muenchen.de

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