Früherer tschechischer Präsident Havel gestorben

Der frühere tschechische Präsident und Dissident Vaclav Havel ist am Sonntag im Alter von 75 Jahren gestorben. Havel starb auf seinem Gut nahe dem ostböhmischen Ort Hradecek.
von  dpa

Prag -  Das bestätigte Havels Sprecherin Sabina Tancevova der Nachrichtenagentur dpa. Seine Frau Dagmar sei zuletzt bei ihm gewesen.

Havel starb auf seinem Gut nahe dem ostböhmischen Ort Hradecek.

Havel war im März wegen einer Atemwegsinfektion im Krankenhaus behandelt worden. Zuletzt hatte er sich zur Erholung auf sein Landhaus im Riesengebirge zurückgezogen. Als Folge seiner jahrelangen Gefängnisaufenthalte unter dem kommunistischen Regime litt Havel unter einer chronischen Atemwegserkrankung. Zudem wurde er 1996 wegen Lungenkrebs operiert.

Ende März hatte er anlässlich der Premiere seines Films "Abgang" (Odchazeni) noch einen seiner letzten öffentlichen Auftritte gehabt. Es war sein Debüt als Filmregisseur.

Havel war während der kommunistischen Ära in der Tschechoslowakei (1948-1989) die Schlüsselfigur im gewaltlosen Kampf gegen das Regime. Die zwischen 1979 und 1982 aus dem Gefängnis geschriebenen "Briefe an Olga", seine 1996 verstorbene erste Frau, gaben auch den Lesern im Westen einen Einblick in das Unrecht und die Hoffnungslosigkeit dieser Zeit.

Im Wendejahr 1989 wurde Havel zu einem der Repräsentanten des demokratischen Aufbruchs. Die Rufe der Massen auf dem Prager Wenzelsplatz - "Havel in die Burg" - katapultierten ihn 1989 in das Präsidentenamt der neuen demokratischen Tschechoslowakei. Die Prager Burg über der Moldau ist Sitz des Staatschefs.

Als neuer Staatspräsident wählte Havel als erstes Ziel einer Auslandsreise die beiden deutschen Staaten. Er sprach damit den Beziehungen zum größeren Nachbarn eine Schlüsselrolle für die Zukunft zu.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle würdigte den Verstorbenen als einen Wegbereiter der europäischen Wiedervereinigung. "Er war die Seele der Revolution in Tschechien. Ohne ihn und ohne seine mutigen Worte wäre der demokratische Aufbruch in Mittel- und Osteuropa undenkbar gewesen", sagte Westerwelle nach Angaben des Auswärtigen Amtes.

Havel war bis 1993 Präsident der damaligen Tschechoslowakei, anschließend bis 2003 Staatsoberhaupt der neu gegründeten Tschechischen Republik. Obwohl das Präsidentenamt als Repräsentativposten galt, füllte Havel es als moralische Instanz aus. Bis zu seinem Ausscheiden aus dem Amt betrieb er erfolgreich die Anbindung Tschechiens an Nato und EU. Vor und nach seiner Zeit als Präsident war er auch ein erfolgreicher Theaterautor.

"Den Namen Havel kennt die ganze Welt", würdigte die tschechische Nachrichtenagentur CTK den Verstorbenen. "Der berühmte Denker und Kämpfer für Menschenrechte hat immer Emotionen geweckt." Seine Leistungen als Politiker blieben im eigenen Land nicht ohne Kritik. "Während er international vor allem bewundert wurde, gingen die Meinungen über sein Wirken auf der politischen Bühne des Inlandes immer auseinander", schrieb CTK.

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