Fritz Gelowicz: Vom rebellischen Rapper zum Heiligen Krieger

Im September 2007 galt er als der gefährlichste Terrorist Deutschlands: Fritz Gelowicz, der Rädelsführer der Sauerland-Gruppe. Wie wurde aus einem scheinbar normalen Ulmer Gymnasiasten ein Heiliger Krieger?
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"Er wirkte irgendwie ziellos": Fritz Gelowicz
AP "Er wirkte irgendwie ziellos": Fritz Gelowicz

Im September 2007 galt er als der gefährlichste Terrorist Deutschlands: Fritz Gelowicz, der Rädelsführer der Sauerland-Gruppe. Wie wurde aus einem scheinbar normalen Ulmer Gymnasiasten ein Heiliger Krieger?

ULM Im Blick von Fritz Gelowicz liegt eine Mischung aus Staunen und Schrecken. Die rötlich-braunen Haare fallen ihm in die Stirn, der fusselige Bart umrahmt ein fast noch kindlich wirkendes Gesicht. "Er sieht noch fast genauso aus wie früher. Er hat denselben, schlurfenden Gang", sagt Frank Gübner. "Fritz hat sich fast überhaupt nicht verändert. Nur, dass er heute ein Terrorist ist."

Fritz Martin Gelowicz ist der Rädelsführer der so genannten Sauerland-Gruppe. Vor mehr als zwölf Jahren war er mit Frank Gübner in derselben Jahrgangsstufe, auf einem Gymnasium in Ulm. Eigentlich hatte der 29-Jährige, der sich heute Abdullah nennen lässt, gute Startbedingungen für ein ganz normales Leben. Die Mutter ist Ärztin, der Vater Unternehmer. Ein wohlhabendes Elternhaus. Nach der Scheidung zieht Gelowicz von München nach Ulm.

Er liebte amerikanischen Hip-Hop und Basketball

Auf der Schule ist Gelowicz der "Pausenhof-Rabauke", erzählt Gübner: "Er war so ein Gang-Typ, wollte immer cool sein." Gelowicz liebt amerikanischen Hip-Hop, vor allem Dr. Dre, er trägt Basecaps und Baggy-Pants. Später werden die USA für ihn zum Todfeind. Ausgerechnet der kleine Rapper aus Ulm plant Anschläge auf US-Einrichtungen in Deutschland.

Wann die Wende kam, wann Gelowicz zum Islamisten mutierte – ausgerechnet der Gelowicz, der auf Partys gerne einen über den Durst trank, keine Prügelei ausließ – das kann sein ehemaliger Mitschüler nicht erklären. Er verlor ihn irgendwann aus den Augen, Gelowicz flog in der zehnten Klasse von der Schule – zu viele Verweise.

"Er war gegen alles, was mit Regeln zu tun hatte"

"Dass er mal ein ideologischer Terrorist wird, das wäre mir im Traum nicht eingefallen", erzählt Gübner. "Er wirkte immer irgendwie ziellos. Außer Hip-Hop und Basketball hat ihn wenig interessiert, die Schule hat er häufig geschwänzt. Und er war gegen alles, was in irgendeiner Form mit Regeln oder Werten zu tun hatte."

Vielleicht war es genau diese Ziel- und Haltlosigkeit, die ihn erst in die Dunstkreise des Hasspredigers Yehia Yousif trieb und danach ins Terrorcamp nach Pakistan. Und zuletzt vor das Düsseldorfer Oberlandesgericht.

Annette Zoch

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