Fraktionschef hält sich für nicht gut genug

München - Die Schuhe waren ihm doch zu groß: Als Nachfolger von Sepp Daxenberger rückte der Deutsch- und Geschichtslehrer Thomas Mütze im vergangenen Juni an die Spitze der Grünen im Landtag. Jetzt, nach nur sieben Monaten, wirft er das Handtuch: „Ich habe so das Gefühl, das war nicht gut genug und ist nicht gut genug für das, was auf uns zukommt”, stellt sich der 44-Jährige in Frage. Die Grünen wollten bei der Landtagswahl 2013 auf Sieg spielen und nicht auf Platz, sagte Mütze. „Da hilft es nicht, wenn jemand da ist, der das Amt nicht so ausfüllen kann oder will.” Eine einsame Entscheidung – und ein höchst ungewöhnliches Eingeständnis für einen Politiker. Umstimmen lassen wollte er sich nicht von seiner Fraktion.
Zwei Monate vor dem Tod von Sepp Daxenberger hatte der Unterfranke, der direkt an der Grenze zu Aschaffenburg lebt, das aufreibende Amt übernommen. „Erbarmen, ein Hesse kommt”, wurde damals gefrotzelt. Mütze hat in Hessen sein Abitur gemacht, studiert und hat auch noch eine Dauerkarte bei der Eintracht Frankfurt. „Ob das gut geht?”, fragte die AZ damals. Denn die Grünen hatten mit ihrem Zugpferd Daxenberger ihr Oberbayerntum zelebriert.
Aufgedrängt hatte sich Mütze als Nachfolger nicht, gemeinsam mit der Münchnerin Margarete Bause die Landtags-Grünen zu führen. Er musste schnell erkennen, dass der Spagat zwischen Aschaffenburg und München doch nicht so einfach ist. „Ich habe mich damals in die Pflicht nehmen lassen von Sepp Daxenberger”, sagt Mütze.
Seine Familie sei ein weiterer Grund. Er habe zwei Söhne in der Pubertät. „Ich finde es nicht angebracht, die Erziehung alleine meiner Frau zu überlassen.”
Nun muss die Ökoriege am Mittwoch einen Nachfolger wählen. Einfach ist das nicht. „Jeder weiß doch, was wir für Männer in der Fraktion haben”, heißt es. Ins Rennen geht jetzt Martin Runge aus Gröbenzell. Der Wirtschaftsexperte wäre bereits 2003 gerne Fraktionschef geworden, wurde aber nicht gewählt. Runge meldet sich schon gerne mal als „Mr. No”. Der 53-Jährige ist der Vorkämpfer gegen die zweite Stammstrecke in München und steht bei den Olympiagegnern an der Spitze. In eigener Sache dagegen sagt er gerne „Ja”. Beim Bau seines Hauses standen ihm drei Moorbirken und eine Reihe alter Bäume im Wege, die er weghaben wollte.
Sein gleichaltriger Gegenkandidat ist ein Landtagsneuling, der erst 2008 ins Parlament kam. Der Allgäuer Thomas Gering macht Bildungspolitik und ist gänzlich unbekannt. Aber das war Thomas Mütze auch. Bei der Politiker-Bewertung im Januar wurde er bei Bayerns beliebtesten Politikern unter 27 Drittletzter. Margarete Bause: „Es ist noch alles offen.”