Flüchtlings-Satire am Bundespresseball löst Wirbel aus

Eine bitterböse Broschüre am Bundespresseball löst Tage später großen Wirbel aus. Es geht um einen fiktiven Schwimmkurs für Flüchtlingskinder – mit Festhalten an Treibgut oder Tauchen bei hohem Wellengang.
von  AZ/dpa
Das Foto vom 30.11.2016 in Berlin zeigt eine Seite aus dem "Almanach" zum diesjährigen Bundespresseball. Die Satire über Schwimmkurse für Flüchtlinge im Mittelmeer hat Wirbel unter den Hauptstadtjournalisten ausgelöst
Das Foto vom 30.11.2016 in Berlin zeigt eine Seite aus dem "Almanach" zum diesjährigen Bundespresseball. Die Satire über Schwimmkurse für Flüchtlinge im Mittelmeer hat Wirbel unter den Hauptstadtjournalisten ausgelöst © Kay Nietfeld/dpa

Eine zum Bundespresseball erschienene Satire über Schwimmkurse für Flüchtlinge im Mittelmeer hat Wirbel unter den Hauptstadtjournalisten ausgelöst. Im «Almanach» zum jährlichen Treff für Presse und Politik bietet eine angebliche «Bundesbade-Agentur» unter anderem ein «Vorschul-Flüchtlingsschwimmen (ab 3 Jahre)» an, «mit Festhalten an Treibgut, Tauchen bei hohem Wellengang, Springen vom Schlauchbootrand und Atemtechniken bei Nacht und Kälte». Eine Karte zeigt das Mittelmeer als Schwimmschule. Am Presseball nahm voriges Wochenende unter anderem Bundespräsident Joachim Gauck teil.

"So viel Zynismus und Menschenfeindlichkeit macht fassungslos"

Korrespondenten verurteilten auf Twitter die umstrittene Satire-Aktion. Der Vorstand der Bundespressekonferenz kündigte für Mittwochnachmittag eine Stellungnahme an. «Süddeutsche Zeitung»-Korrespondent Robert Roßmann bezeichnete die Broschüre als «menschenverachtend». Grünen-Bundesvorsitzende Simone Peter schrieb dazu: «So viel Zynismus und Menschenfeindlichkeit macht fassungslos.» Medienjournalistin Silke Burmester twitterte: «Der #Bundespresseball ein Fall für den #Presserat.» Podcaster Tilo Jung («Jung & Naiv») verteidigte hingegen die Aktion: «Satire ist Geschmackssache.»

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Eine erstes Statement aus der «Almanach»-Redaktion gab in der Nacht zu Mittwoch der Journalisten Jens Peter Paul ab. «Tatsächlich ist das Stück ganz bitter und böse. Es ist anstößig. Es war Gegenstand mehrerer intensiver Diskussionen. Es gefällt mir selbst absolut nicht. Und lustig ist es erst recht nicht. Aber - Überraschung - das soll es auch nicht.» Es sei eine Reaktion auf den deutsch-türkischen Flüchtlings-Deal und den massenhaften Tod von Menschen im Mittelmeer.


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