Verdächtiger nach tödlichen Schüssen auf Abgeordnete gefasst
Nach den tödlichen Schüssen auf eine demokratische Politikerin und ihren Ehemann im US-Bundesstaat Minnesota hat die Polizei den mutmaßlichen Täter gefasst. Das bestätigte Gouverneur Tim Walz bei einer Pressekonferenz am späten Sonntagabend (Ortszeit). Der Verdächtige war seit Samstag auf der Flucht gewesen. Bei der Suche nach dem Flüchtigen habe es sich um die "größte Fahndung in der Geschichte des Bundesstaates" gehandelt, so die ermittelnden Behörden.
Der Verdächtige sei am Sonntagabend (Ortszeit) in Sibley County im Süden von Minnesota in Gewahrsam genommen worden, nachdem Augenzeugen ihn wiedererkannt hatten, berichtete Polizeichef Drew Evans. Bei der Verfolgung in ein Waldstück seien Drohnen, 20 Spezialeinsatzkommandos - sogenannte SWAT-Teams - und Lufteinheiten zum Einsatz gekommen, so die Polizei. Der Verdächtige, der zum Zeitpunkt der Festnahme bewaffnet war, habe sich ergeben und sei auf die Beamten zugekrochen, so ein Polizeisprecher. In sozialen Medien kursiert ein Foto, das den Moment der Festnahme zeigen soll. Der Mann sei ohne Einsatz von Gewalt festgenommen worden, sagte ein Polizeisprecher.
Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich um einen 57 Jahre alten Mann, der laut Recherchen der "New York Times" fünffacher Familienvater sein soll. Der Mann hatte nach der Tat am Samstag die Flucht ergriffen, woraufhin eine großangelegte Fahndung eingeleitet wurde, an der mehr als hundert Ermittler beteiligt waren. Gegen den Tatverdächtigen sei Anklage unter anderem wegen zweifachen Mordes erhoben worden, sagte Polizeichef Evans. Weitere Tatbestände seien unter Erwägung, so Evans.
Am frühen Samstagmorgen (Ortszeit) waren die demokratische Abgeordnete Melissa Hortman, die dem Repräsentantenhaus von Minnesota angehörte, und ihr Ehemann Mark im Wohnhaus des Paares in der Stadt Brooklyn Park erschossen worden. Bei einem weiteren Angriff im nahegelegenen Champlin wurden ein demokratischer Politiker aus dem Senat des Bundesstaates, John Hoffman, und dessen Ehefrau Yvette niedergeschossen und schwer verletzt. Der Senator sei inzwischen auf dem Weg der Genesung, sagte Walz weiter.
Die Behörden gehen von einem politischen Motiv hinter den Taten aus.
Mutmaßlicher Täter gab sich als Polizist aus
Der Verdächtige soll an die Tür des Ehepaares Hoffman geklopft und sich als Polizeibeamter ausgegeben haben, bevor er das Haus betreten und das Feuer eröffnet habe, berichtet die "New York Times" unter Berufung auf Gerichtsdokumente.
Der Verdächtige habe das Vertrauen, das Uniformen repräsentieren sollen, missbraucht, sagte Bob Jacobson, ein führender Mitarbeiter der Polizei, während der Pressekonferenz. "Dieser Verrat war zutiefst beunruhigend für diejenigen von uns, die diese Dienstmarke mit Ehre und Verantwortung tragen", so Jacobson.
Waren weitere Politikerinnen und Politiker gefährdet?
Die getötete Politikerin spielte laut "New York Times" 2023 eine zentrale Rolle bei der Verabschiedung von Gesetzen, die das Recht auf Abtreibung ausweiteten, Marihuana für den Freizeitgebrauch legalisierten und Arbeitgeber verpflichteten, bezahlten Krankenurlaub anzubieten.
Einsatzkräfte fanden im Fahrzeug des Verdächtigen neben einer größeren Menge Munition auch eine Liste mit Namen mehrerer Amtsträgerinnen und Amtsträger. Laut dem US-Sender CNN standen auf der Liste unter anderem Politiker aus Minnesota und anderen Bundesstaaten sowie Befürworter des Rechts auf Abtreibung. Die Behörden hatten deshalb befürchtet, dass noch weitere Menschen in Gefahr sein könnten.
Nicht der erste Angriff auf Politiker in den USA
"Die undenkbaren Taten eines Mannes haben den Staat Minnesota verändert", sagte Walz. "Das kann nicht die Norm sein. Das kann nicht die Art und Weise sein, wie wir mit unseren politischen Differenzen umgehen", so Walz.
Der Vorfall ist einer von mehreren politisch motivierten Gewalttaten in den USA in den vergangenen Jahren. Drohungen gegen Politiker gehören längst zum Alltag. Immer wieder warnen Behörden und Experten vor zunehmender Radikalisierung in Teilen der Gesellschaft, angeheizt durch Hass im Netz und aggressive Rhetorik. Hinzu kommt, dass man in den USA relativ einfach an Schusswaffen kommt.
Ende 2022 wurde der Ehemann der demokratischen US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi bei einem Angriff mit einem Hammer schwer verletzt. In der Residenz des demokratischen Gouverneurs von Pennsylvania, Josh Shapiro, wurde erst vor einigen Monaten Feuer gelegt – laut Ermittlern aus politischen Motiven.
Im vergangenen Jahr wurde US-Präsident Donald Trump – damals noch republikanischer Präsidentschaftsbewerber – bei einem Attentat mit einer Schusswaffe am Ohr verletzt. Er selbst bediente sich im Wahlkampf immer wieder einer teils radikalen Sprache.
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