Fehlende Fehlerkultur
München -40 Beamte des Bundesverteidigungsministeriums haben drei Wochen gebraucht, um einen detaillierten Bericht zur Euro-Hawk-Pleite zusammenzustellen. Erst gestern früh ist er fertig geworden. Man könnte erwarten, dass die Daten zu einem so teuren Prestigeprojekt schneller abrufbar wären. Aber es haben ja auch insgesamt fünf Verteidigungsminister aus drei Bundesregierungen über zwölf Jahre hinweg den Milliarden-Murks verantwortet.
Insofern hat Thomas de Maizière gerade eine undankbare Rolle. Ihn selbst trifft nur eine Teilschuld, aber er muss sie ausbaden. Dies tut er auf eigentümliche Weise: Er hat seinem Ministerium ein katastrophales Zeugnis ausgestellt. Und damit seiner eigenen Amtsführung. Im Verteidigungsministerium durfte bisher offenbar jeder vor sich hin wursteln. Hauptsache, der Chef hat nichts mitgekriegt. Am wenigsten hätte man dieses Amtsverständnis einem Thomas de Maizière zugetraut. Dem Pflichtbewussten, dem Preußen, dem Akribiker. War er zu eng vertraut mit seinem Staatssekretär? Hat er ihm eine zu lange Leine gelassen?
Thomas de Maizière hat gesagt, er will an der „Fehlerkultur“ im Ministerium arbeiten. Wie könnte es jetzt weitergehen? Ja, er könnte zurücktreten. Nur: Ob sich dann die Fehlerkultur langfristig ändert? Das Verteidigungsministerium gilt seit je her als Schleudersitz. Was es vielleicht mal bräuchte in diesem Amt: Einen, der wirklich durchgreift. Und nicht Rücktritt auf Rücktritt auf Rücktritt.
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