Eskalation in Nahost: Iranischer Gegenangriff auf Israel

Der Iran antwortet mit Raketenangriffen auf den beispiellosen israelischen Angriff auch auf das Nuklearprogramm des Landes. In Israel heulen die Sirenen, nach Einschlägen gibt es Verletzte.
dpa |
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Iran hat mit einem Gegenangriff auf Israel begonnen.
Iran hat mit einem Gegenangriff auf Israel begonnen. © Leo Correa/AP/dpa
Tel Aviv/Teheran

Nach den massiven Luftangriffen der israelischen Streitkräfte auf Nuklearanlagen und Militäreinrichtungen im Iran hat die Führung in Teheran mit Raketenbeschuss auf Israel reagiert. Die israelische Armee rief die Bevölkerung auf, sich in Schutzräume zu begeben - dann waren Explosionen zu hören. Nach Angaben von israelischen Rettungskräften gab es 15 Verletzte, Nachrichtenportale berichteten von mindestens 35 Verletzten. Laut Medienberichten wurde ein Hochhaus im Großraum Tel Aviv direkt getroffen.

Iranische Staatsmedien meldeten drei Angriffswellen. Die Rede war von Hunderten Raketen. Nach Angaben der Revolutionsgarden zielten diese auf Dutzende militärische Ziele und Luftwaffenstützpunkte. "Die Streitkräfte der Islamischen Republik werden diesem verruchten zionistischen Feind gewiss vernichtende Schläge versetzen", schrieb Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei auf der Nachrichtenplattform X.

Die USA halfen laut unbestätigten Medienberichten ihrem Verbündeten Israel bei der Raketenabwehr. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien fing das US-Militär eine Rakete über Syrien ab. In Jordanien seien "Flugobjekte" in mehreren Gegenden abgestürzt, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Petra. 

Israel attackiert über 100 Ziele im Iran

Die Attacken waren die Antwort auf den massiven Angriff, den Israel in der Nacht auf Freitag auf den Iran gestartet hatte. Der Großangriff galt vor allem dem Atomprogramm des Landes. Getroffen wurden mehr als 100 Ziele unter anderem in den Millionenstädten Teheran, Tabris und Schiras sowie die unterirdische Atomanlage Natans. Auch eine Uranumwandlungsanlage Isfahan war nach israelischen Angaben Ziel. 

Westliche Staaten wollen den Iran am Bau einer Atombombe hindern - Teheran bestreitet, das als Ziel zu verfolgen. Verhandlungen zwischen Washington und Teheran über ein neues Abkommen zur Begrenzung der Nuklearaktivitäten blieben bislang aber erfolglos. Der israelische Generalstabschef Ejal Zamir sagte mit Blick auf das iranische Atomprogramm: "Wir haben diese Operation begonnen, weil die Zeit gekommen ist – wir befinden uns an einem Punkt ohne Umkehr." Er fügte hinzu: "Wir können es uns nicht leisten, auf einen anderen Zeitpunkt zu warten, wir haben keine andere Wahl."

Der israelische Staatspräsident Izchak Herzog begründete den Großangriff mit einer existenziellen Bedrohung des jüdischen Volkes. Israel ist bislang die einzige Atommacht der Region.

Laut iranischen Angaben wurden auch führende Köpfe des Militärs getötet, darunter der Kommandeur der mächtigen Revolutionsgarden, Hussein Salami, der Generalstabschef Mohammed Bagheri und der Kommandeur der Luftstreitkräfte der iranischen Revolutionsgarden, Brigadegeneral Amir Ali Hadschisadeh. Zugleich wurden iranischen Berichten zufolge mindestens sechs führende Wissenschaftler und Professoren aus den Bereichen Nuklear und Physik getötet. Die Forscher kamen bei nächtlichen Angriffen auf ihre Wohnungen in Teheran ums Leben. 

Iran droht nach israelischen Angriffen mit Vergeltung

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte am Freitag von einem "Eröffnungsschlag" gesprochen. "Diese Operation wird so viele Tage andauern, wie es braucht, um diese Bedrohung zu beseitigen", sagte der Regierungschef. Den ganzen Tag über gab es immer wieder neue Berichte oder Mitteilungen von Angriffen, Explosionen oder aktiver Luftabwehr. Die Führung der Islamische Republik wertete die Luftangriffe als Kriegserklärung und drohte mit Vergeltung. Eigenen Angaben zufolge schossen die iranischen Streitkräfte mehrere Drohnen und zwei israelische Kampfjets ab. Das dementierte Israel später. 

Laut israelischen Medien ist die militärische Eskalation von der Regierung in Tel Aviv jahrelang vorbereitet worden. Einheiten des Auslandsgeheimdienstes Mossad hätten bereits im Vorfeld der Angriffe Präzisionswaffen, Fahrzeuge und Drohnenbasen in der Nähe von Raketensilos und Luftabwehrstellungen platziert. Diese Waffensysteme hätten zu Beginn der Luftangriffe per Fernsteuerung ihre Ziele mit außerordentlicher Genauigkeit getroffen. So seien Luftabwehrstellungen zerstört worden.

Irans "Achse des Widerstands" zunehmend geschwächt

Zur Entscheidung für den Angriff - über den schon seit mehr als ein Jahrzehnt lang diskutiert wird - trug wohl auch die Schwächung der iranischen "Achse des Widerstands" bei. Nach rund 20 Monaten Gaza-Krieg ist die islamistische Hamas dezimiert, auch die libanesische Hisbollah. Obendrein dient Syrien seit dem Umsturz nicht mehr als Korridor für Waffenlieferungen des Irans an die Hisbollah. 

Der Angriff löst Befürchtungen aus, dass sich die Spannungen zwischen den beiden hochgerüsteten Ländern zu einem umfassenden Krieg in der Region ausweiten könnten. Mehrere Länder und UN-Chef António Guterres riefen die Parteien zu Zurückhaltung und einem sofortigen Abbau der Spannungen auf.

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