„Es wird noch viel schlimmer!“

Die Angst vor einer großen Weltwirtschaftskrise sorgt für Riesen-Verluste an der Börse: Der Dax rauschte am Freitag um zehn Prozent in die Tiefe. Der Frankfurter Börsen-Experte Dirk Müller befürchtet: Das war erst der Anfang.
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"Mister Dax": Dirk Müller, Broker aus Frankfurt.
az "Mister Dax": Dirk Müller, Broker aus Frankfurt.

MÜNCHEN - Die Angst vor einer großen Weltwirtschaftskrise sorgt für Riesen-Verluste an der Börse: Der Dax rauschte am Freitag um zehn Prozent in die Tiefe. Der Frankfurter Börsen-Experte Dirk Müller befürchtet: Das war erst der Anfang.

Dirk Müller war am Freitag etwas später an seinem Arbeitsplatz als sonst. Aber das machte den Tag für den Frankfurter Aktienhändler nicht schöner. „Das ist der schwärzeste Tag, die schwärzeste Woche, die wir hier je erlebt haben“, sagt er.

Müller arbeitet seit mehr als 15 Jahren auf dem Parkett der Frankfurter Börse. „Mr. Dax“ nennen ihn seine Kollegen. Doch an einen Absturz wie den vom Freitag kann auch er sich nicht erinnern. Zu Börsenbeginn rauschte der Deutsche Aktienindex (Dax) um zehn Prozent in die Tiefe. Die Angst vor einer großen Wirtschaftskrise sorgte weltweit für regelrechte Panikattacken an den Börsen. Der Dow Jones verlor zu Handelsbeginn mehr als 660 Punkte. „Die Stimmung ist übel“, sagt Aktienhändler Müller. „Die Nerven liegen blank.“

Müller selbst allerdings überrascht der Absturz gar nicht einmal so sehr. Bereits zum Jahreswechsel hatte der Kursmakler in der AZ gewarnt: „Das volle Ausmaß der Krise werden wir erst Ende 2008 zu spüren bekommen.“ Da stand der Dax noch bei 8000 Punkten. Gestern erreichte er mit zeitweise unter 4400 Punkten den tiefsten Stand seit Mitte 2005.

AZ: Herr Müller, kann es noch schlimmer werden?

DIRK MÜLLER: Es kann. Und ich fürchte, es wird auch – und zwar noch viel schlimmer. Unser Wirtschaftssystem wird derzeit in seinen Grundfesten erschüttert. Darunter werden die Börsen weltweit noch lange leiden.

Wie tief geht es noch runter?

Erinnern Sie sich an 2003: Da fiel der Dax bis auf 2300 Punkte. Und das nur, weil die Technologie-Blase platzte. Derzeit aber brennt es weltweit an allen Ecken und Enden. Da können Sie sich ausrechnen, was uns noch blüht. Ich halte es für wahrscheinlich, dass die Kurse noch deutlich tiefer in den Keller gehen werden als im Moment.

Wovor haben die Börsianer Angst: Dass eine neue Weltwirtschaftskrise kommt?

Die braucht nicht erst kommen. Ich glaube, wir erleben sie bereits. Sehen Sie sich doch an, was im Moment passiert: Weltweit gehen Banken pleite, große Geldhäuser werden verstaatlicht. Island steht vor dem Staatsbankrott. Die Regierungen müssen den Sparern ihr Geld garantieren. Was ist das anderes als eine Weltwirtschaftskrise?

Und das alles nur wegen der Probleme auf dem US-Immobilienmarkt?

Schuld ist die gigantische Verschuldung, die die USA angehäuft haben. Sie haben 20 Jahre auf Pump gelebt – in gigantischen Dimensionen. Das musste irgendwann schief gehen. Das erleben wir nun.

Und wie kommen wir da wieder raus?

Sicher ist: Geldspritzen und Notprogramme der Regierungen verschieben das Problem nur in die Zukunft. Wir müssen die USA radikal entschulden. Das ist hart, denn darunter wird die Weltwirtschaft auf Jahre leiden. Aber eine andere Lösung gibt es nicht.

Andreas Jalsovec

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