Erster Sieg für Obama zum Auftakt
Mit einem ersten Sieg für Präsident Barack Obama haben am Dienstag in den USA die Wahlen begonnen
Washington/Dixville Notch - Zwei kleine Ortschaften im Staat New Hampshire eröffneten traditionell die Stimmabgabe: In Hart's Location gewann kurz nach Mitternacht (Ortszeit) der demokratische Amtsinhaber Obama mit 23 Stimmen, für seinen Herausforderer Mitt Romney von den Republikanern votierten neun Bürger. In Dixville Notch spiegelte sich mit einem Patt von fünf zu fünf Stimmen das bundesweit erwartete Kopf-an-Kopf-Rennen wider. Als erster Bundesstaat öffnet Vermont um 11.00 MEZ seine Wahllokale. Ergebnisse werden in der Nacht erwartet.
Die entscheidenden Swing States
Entscheidend werden neun Staaten werden, die weder demokratische noch republikanische Hochburgen sind, die sogenannten Swing States. Herausforderer Romney, der jüngsten Umfragen zufolge in wichtigen Swing States leicht zurückliegt, entschied sich für Wahlkampf bis zur letzten Minute.
Nach Auftritten in Ohio und Pennsylvania wollte er daheim in Boston die Ergebnisse abwarten. Bei einer Veranstaltung in New Hampshire am Vorabend attackierte er nochmals Obamas Wirtschaftspolitik und versprach den Wählern, den Wandel zu bringen, den der Amtsinhaber nicht zustande gebracht habe. Obama verzichtete auf weitere Auftritte: Er wollte nach Angaben einer Sprecherin den Wahltag in seiner Heimatstadt Chicago verbringen und sich in Fernseh- und Radiointerviews an die noch unentschiedenen Bürger wenden. Bei seiner Abschlussveranstaltung in Des Moines in Iowa appellierte er an die Wähler, ihn das Begonnene vollenden zu lassen. Obama selbst hat bereits gewählt.
Video: US-Wahlen haben begonnen, Obama liegt vorne
So funktioniert die Wahl
Über 30 Millionen Bürger machten in den letzten Wochen von der Möglichkeit der Briefwahl oder der vorgezogenen Stimmabgabe Gebrauch; ausgezählt wird aber erst am Wahltag.
In den USA entscheidet nicht die Gesamtzahl der für einen Kandidaten landesweit abgegebenen Stimmen über den Einzug ins Weiße Haus, sondern der Gewinn von jedem der 50 Staaten zugeordneten Wahlmännerstimmen, mindestens 270. Das System kann zu widersprüchlichen Ergebnissen führen wie 2000, als der Demokrat Al Gore zwar US-weit die meisten Wählerstimmen bekam, der Republikaner George W. Bush aber mit der Mehrheit der Wahlmännerstimmen Präsident wurde.
Ebenfalls neu gewählt werden alle 435 Sitze im Repräsentantenhaus und ein Drittel (33 Sitze) im Senat. Es wird erwartet, dass die Demokraten ihre knappe Mehrheit im Senat verteidigen und das Repräsentantenhaus wieder von den Republikanern dominiert wird. Diese Konstellation lässt erwarten, dass es das Weiße Haus auch in der nächsten Legislaturperiode schwer haben wird, in einem vom Parteienstreit blockierten Kongress etwas durchzusetzen.
Obama und Romney lagen in letzten Umfragen vor dem Wahltag Kopf an Kopf, mit knappen Vorsprung für Obama. Besonders umkämpft sind Ohio, Florida, Colorado, New Hampshire, Virginia, Wisconsin, Iowa, Nevada.
"Wahl zwischen zwei Visionen"
In den Swing States versuchten beide Kandidaten im Endspurt am Montag noch einmal, Wähler von ihren zentralen Botschaften zu überzeugen.
„Das ist nicht nur eine Wahl zwischen zwei Kandidaten oder zwei Parteien“, erklärte Obama in Wisconsin auf einer Kundgebung. „Es ist eine Wahl zwischen zwei Visionen.“
Romney sagte in Virginia: „Unsere Wahl morgen wird zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen führen.“ Obama will das riesige Staatsdefizit reduzieren, indem er über höhere Steuern die Wohlhabenden zu einem „fairen Anteil“ heranzieht. Romney konterte in Virginia: „Der Präsident denkt, mehr Regierung (und Bürokratie) ist die Antwort. Mehr Arbeitsplätze sind die Antwort, Amerika!“ Der Wahlkampf wurde angesichts einer Arbeitslosenquote von 7,9 Prozent von Wirtschaftsthemen dominiert.
Aber auch die Sturmkatastrophe an der US-Ostküste könnte noch eine Rolle spielen. Wegen des Hurrikans „Sandy“, der vergangene Woche über die Ostküste hinwegzog, könnte es in wenigen Wahlkreisen zu Verzögerungen bei der Auszählung kommen. Als Grund wurde angegeben, dass die Frist für die Auszählung der Briefwahlstimmen verlängert wurde. In New Jersey sollten Sturmopfer ihre Stimmen auch per E-Mail abgeben können, wie es auch Mitglieder der Streitkräfte und US-Bürger im Ausland tun können.