Neuer "Weckruf" für die gestressten Wälder

Wenn Kiefern, Buchen und andere Bäume krank sind, kann man das auch an kahlen Kronen erkennen. Aktuelle amtliche Zahlen zeigen ernste Schäden - besonders bei einer beliebten Art.
Sascha Meyer, dpa |
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Der Wald in Deutschland bleibt laut einem neuen Bericht unter "Dauerstress". (Archivbild)
Der Wald in Deutschland bleibt laut einem neuen Bericht unter "Dauerstress". (Archivbild) © Silas Stein/dpa
Berlin

Hitze, Trockenheit, Pilze und Käfer setzen den deutschen Wäldern besorgniserregend zu. Bei den häufigsten Baumarten sind weiter vier von fünf Bäumen krank, wie das Bundesagrarministerium nach einer neuen Erhebung für 2024 mitteilte. Jede zweite Eiche hat demnach nun sogar starke Schäden in der Krone. Ressortchef Alois Rainer (CSU) sprach von einem "erneuten Weckruf". Auch für folgende Generationen brauche es gesunde, stabile Wälder. Deshalb werde in Wiederaufforstung, einen Umbau der Wälder und Forschung investiert.

"Unsere Wälder haben Dauerstress", sagte Rainer. Die neue Zustandserhebung gebe da leider keine Entwarnung. Trotz relativ günstiger Wetterbedingungen im vergangenen Jahr liegen die Schäden weiter auf "sehr hohem Niveau", wie es in dem Bericht heißt. Vor allem ältere Bäume über 60 Jahre seien betroffen. Insgesamt hätten sich im Vergleich zu 2023 "keine deutlichen Verbesserungen" des Zustands eingestellt, aber auch keine deutlichen Verschlechterungen. Viele Bäume sind auch immer noch von trockenen Jahren seit 2018 geschwächt.

Wie dicht das Laub und die Nadeln sind, gilt als ein Indikator für den Gesundheitszustand. Die Befunde für 2024 zeigen da nur kleine Änderungen. "Deutliche" Schäden hatten demnach über alle Arten hinweg erneut 36 Prozent der Bäume. Bei ihnen ist verglichen mit gesunden Bäumen mehr als ein Viertel der Krone kahl. Zur "Warnstufe" mit einer schwachen Kronenverlichtung von 11 bis 25 Prozent gehörten nun 43 Prozent nach 44 Prozent 2023. Volle, intakte Kronen hatten demnach noch 21 Prozent der Bäume nach zuvor 20 Prozent.

Die Waldzustandserhebung wird seit 1984 von den Ländern über ein Netz von Stichproben vorgenommen. Dabei wird jeweils von Mitte Juli bis Mitte August die Blattmasse der Kronen taxiert und vier "Schadstufen" zugeordnet. Diesmal waren es 9816 Bäume an 409 Punkten. Das bundeseigene Thünen-Institut rechnet die Daten dann zu einem deutschlandweiten Ergebnis hoch. 

Akute Sorgen bei Eichen

Im Blick stehen vor allem vier Hauptarten, die zusammen rund 70 Prozent aller Bäume ausmachen. Akute Sorgen bereitet besonders der Zustand der Eichen. Bei ihnen hatte jetzt ein "auffällig hoher Anteil" von 51 Prozent deutlich lichtere Kronen nach 44 Prozent bei der Erhebung 2023. "Zu diesem Ergebnis haben maßgeblich der Befall mit Pilzen wie Mehltau und Fraßschäden durch Insekten beigetragen", heißt es in dem Bericht. So hätten in vielen Regionen Schäden durch Eichenprachtkäfer eine bedeutende Rolle gespielt.

Bei Buchen lag der Anteil der Bäume mit deutlich ausgedünnten Kronen im Vergleich zu 2023 weiterhin bei 46 Prozent. Bei Kiefern blieb er bei 24 Prozent. Bei Fichten sank der Anteil mit deutlichen Schäden um vier Prozentpunkte auf 39 Prozent. Wald bedeckt rund ein Drittel der Landesfläche Deutschlands.

"Wald ist mehr als Natur"

"Wir müssen handeln und unsere Wälder vitaler und stabiler aufstellen", erklärte Rainer. "Der Wald ist mehr als Natur. Er ist Lebensraum, Klimaschützer und Wirtschaftsfaktor." Wälder wirkten klimaregulierend und speicherten Kohlenstoff. Außerdem seien sie für Tier- und Pflanzenarten ein einzigartiger Lebensraum und sicherten so die biologische Vielfalt. Zugleich trage der Wald als bedeutender Holz- und Rohstofflieferant zum Wohlstand des Landes bei.

Generell läuft ein Umbau der Wälder, um sie an den Klimawandel anzupassen. "Wir müssen die Waldbesitzenden bei den notwendigen Anstrengungen unterstützen und sie nicht durch zusätzliche Bürokratie behindern", betonte der Minister. Neben der Forschung müsse auch die Bewirtschaftung gestärkt werden. "Waldnutzung und Waldumbau sind aktiver Klimaschutz."

Umweltschützer für Stopp beim Bäumefällen

Die Umweltorganisation Greenpeace nannte den neuen Bericht alarmierend und forderte Konsequenzen. "Statt weiter Bäume zu fällen und das Ökosystem Wald zu schwächen, müssen wir unsere naturnahen Laubmischwälder konsequent schützen." Zugleich müssten Nadelholz-Plantagen in widerstandsfähige, vielfältige Laubwälder überführt werden. Nur sie bewahrten ein kühles, feuchtes Innenklima, das Wälder in der Klimakrise widerstandsfähig mache.

Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände erklärte, man erlebe es tagtäglich: "Unsere Wälder stehen unter massivem Klimastress." Auch wenn es 2024 mehr regnete, verursachten langfristige Klimabelastungen große Schäden. Zugleich variiere der Zustand regional erheblich. Das verlange je nach Standort passende Lösungen. Eigentümer stärkten die Wälder durch Pflege und Umbau zu klimaresilienten Mischwäldern, der aufwendig und kostspielig sei.

Hinweis: Diese Meldung ist Teil eines automatisierten Angebots der nach strengen journalistischen Regeln arbeitenden Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sie wird von der AZ-Onlineredaktion nicht bearbeitet oder geprüft. Fragen und Hinweise bitte an feedback@az-muenchen.de

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