Erdogan: Attentäter von Gaziantep war noch ein Kind
Istanbul - Das sagte Erdogan nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu. Die Zahl der Todesopfer nach dem Anschlag in Gaziantep sei auf 51 gestiegen. 69 Menschen seien verletzt worden, davon 17 schwer.
Erste Hinweise deuteten darauf hin, dass die Terrormiliz IS die Drahtzieher des Anschlags seien. Man sei schon in der Vergangenheit gegen IS-Zellen in Gaziantep vorgegangen und werde die Einsätze nun verstärken, sagte Erdogan weiter.
Der stellvertretende türkische Ministerpräsident Mehmet Simsek sprach von einem mutmaßlichen Selbstmordattentat. Die Staatsanwaltschaft in Gaziantep teilte nach Angaben der Nachrichtenagentur DHA am Sonntag mit, am Ort des Attentats seien die Überreste einer Sprengstoffweste gefunden worden.
Der Sprengsatz explodierte demnach inmitten einer Hochzeitsgesellschaft, die auf offener Straße im Beybahce-Viertel von Gaziantep feierte. Nach Angaben der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP handelte es sich um eine kurdische Hochzeit. Unter den Todesopfern seien mehrere Kinder. In dem Stadtviertel leben nach Medienberichten vor allem Kurden. Kurz nach dem Anschlag verhängte die Rundfunkbehörde eine Nachrichtensperre, die aber nicht für öffentliche Stellungnahmen gilt.
Erdogan verurteilte den "Terroranschlag" laut und versprach Aufklärung. Die Täter versuchten das Volk gegeneinander aufzubringen, indem sie "ethnische und religiöse Empfindlichkeiten" für ihre Zwecke nutzten. Damit hätten sie keinen Erfolg. Er machte dabei keinen Unterschied zwischen der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK, der Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen und dem IS, dem "mutmaßlichen Urheber".
Die HDP teilte in einer Stellungnahme weiter mit: "Wir verurteilen und verdammen diejenigen, die diese Attacke verübt haben, und die Kräfte und Ideologien hinter ihrem Handeln."
Sowohl der IS als auch die kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) kontrollieren große Gebiete in Nordsyrien an der Grenze zur Türkei. Die YPG, die ein wichtiger Partner des Westens im Kampf gegen den IS ist, war in den letzten Wochen weiter vorgerückt. IS-Kämpfer mussten sich in das syrisch-türkische Grenzgebiet zurückziehen.
Die YPG ist der syrische Ableger der PKK, die in der Südosttürkei operiert. Die Türkei betrachtet sowohl die PKK als auch den IS als Terrororganisation. Ein weiteres Vorrücken der YPG ist der Türkei ein Dorn im Auge. Dadurch könnten Unabhängigkeitsbestrebungen der Kurden im eigenen Land befeuert werden, so die Befürchtung Ankaras.
Ministerpräsident Binali Yildirim hatte am Samstag angekündigt, die Türkei werde in den nächsten Monaten eine "aktivere" Rolle in Syrien spielen. Das Land dürfe nicht entlang ethnischer Linien geteilt werden. Grundsätzlich müsse mit dem syrischen Machthaber Baschar al-Assad gesprochen werden, da er einer der Akteure sei. Eine dauerhafte Lösung mit ihm an der Spitze Syriens schloss Yildirim jedoch aus, genauso wie Gespräche zwischen der Türkei und Assad.