Erde steuert laut UN auf 2,8 Grad Erwärmung zu

Trotz kleiner Fortschritte reicht der weltweite Klimaschutz den Vereinten Nationen zufolge nicht aus, um die Erderwärmung entscheidend zu bremsen. Viele Länder haben ihre Hausaufgaben nicht gemacht.
Larissa Schwedes, dpa |
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Die Waldbrandgefahr steigt mit dem Klimawandel, da Dürren häufiger werden. (Illustration)
Die Waldbrandgefahr steigt mit dem Klimawandel, da Dürren häufiger werden. (Illustration) © Daniel Vogl/dpa/dpa-tmn
Nairobi

Die Erde steuert den Vereinten Nationen zufolge mit der aktuellen weltweiten Klimapolitik bis zum Ende des Jahrhunderts auf 2,8 Grad Erwärmung gegenüber der vorindustriellen Zeit zu. Sehr wahrscheinlich werde das international vereinbarte 1,5-Grad-Ziel schon innerhalb des nächsten Jahrzehnts überschritten, teilte das UN-Umweltprogramm (UNEP) mit Sitz in Nairobi mit. Die Weltgemeinschaft will die Erderwärmung eigentlich bei 1,5 Grad begrenzen, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels abzuwenden. 

Gegenüber den im vergangenen Jahr prognostizierten 3,1 Grad fällt die Berechnung im diesjährigen UN-Bericht etwas besser aus. Geht man davon aus, dass die Staaten alles umsetzen, was sie sich in ihren nationalen Klimaschutzplänen vorgenommen haben, wäre der Berechnung zufolge bis Ende des Jahrhunderts mit 2,3 bis 2,5 Grad Erwärmung zu rechnen. Im vergangenen Jahr lag diese Prognose noch bei 2,6 bis 2,8 Grad.

Allerdings seien für 0,1 Grad der Verbesserung methodische Änderungen verantwortlich, erklärt die UNEP. Der Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen werde mit 0,1 Grad negativ ins Gewicht fallen. 

"Fortschritte bei weitem nicht schnell genug"

"Das ist ein Fortschritt – aber bei weitem nicht genug", kritisiert UN-Generalsekretär António Guterres. Mit den derzeitigen Plänen stünden die Zeichen immer noch auf "Klimakollaps".

Um die 1,5 Grad noch einzuhalten, müssten die Emissionen in den nächsten zehn Jahren verglichen mit 2019 um 55 Prozent verringert werden - um zumindest unter zwei Grad zu bleiben um 35 Prozent. Tatsächlich würde die vollständige Umsetzung aller für 2035 angekündigten nationalen Klimapläne nur eine Verringerung von rund 15 Prozent bewirken. Und selbst diese Zahl steht mit dem US-Rückzug unter Vorbehalt.

1,5 Grad fast sicher überschritten – aber vielleicht nicht für immer?

Das bislang heißeste Jahr 2024 hat die Marke von 1,5 Grad bereits gerissen – offiziell verfehlt gilt das Ziel erst im mehrjährigen Durchschnitt. Die Vereinten Nationen sehen die Überschreitung jedoch als kaum noch vermeidbar an. "Entschiedene, zeitnahe Verringerungen der Emissionen kann den Beginn der Überschreitung verzögern, aber nicht vollständig verhindern", schreiben die Autoren. "Die große Aufgabe, die vor uns liegt, besteht darin, dieses Überschreiten vorübergehend und minimal zu halten", sodass eine Rückkehr auf 1,5 Grad im Bereich des Möglichen bleibe.

Guterres warnt: "Jede Phase, in der die Ziele überschritten werden, wird unweigerlich dramatische Folgen haben – mit dem Verlust von Menschenleben, entwurzelten Gemeinden und Rückschritten in der Entwicklung."

Doch es gibt auch einen Lichtblick: Seit dem Beginn des Pariser Klimaabkommens vor zehn Jahren hat sich die jährliche Erwärmungsprognose verringert, damals ging man von 3 bis 3,5 Grad aus. 

Technologie ist da – nötig wäre politischer Wille

Die Technologien, mit denen sich die Emissionen rapide verringern ließen, seien verfügbar, betonen die Autoren. "Die Entwicklung von Wind- und Solarenergie boomt, wodurch die Kosten sinken. Das bedeutet, dass die internationale Gemeinschaft ihre Klimaschutzmaßnahmen beschleunigen kann – wenn sie sich dazu entschließt."

Besonders in der Pflicht sehen die UN die wirtschaftsstarken Länder der G20: Diese Staaten, die für den Großteil der Emissionen verantwortlich sind, seien nicht auf dem Weg, ihre Ziele für 2030 zu erreichen. Stattdessen seien ihre Emissionen 2024 um 0,7 Prozent gestiegen.

Lebensgrundlagen in Gefahr

Wegen der Erderwärmung gibt es in vielen Regionen häufiger und öfter extremes Wetter, also Hitzewellen und Dürren, Stürme und Überflutungen. Dies kann ganze Regionen unbewohnbar machen, Ernten zerstören und damit Hungerkrisen verschärfen. Außerdem steigt der Meeresspiegel, was Küstenregionen und kleine Inselstaaten bedroht. Je stärker die Erwärmung, desto extremer die Folgen – zudem steigt das Risiko für das Überschreiten von unumkehrbaren Kipppunkten mit unabsehbaren Folgen.

Hinweis: Diese Meldung ist Teil eines automatisierten Angebots der nach strengen journalistischen Regeln arbeitenden Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sie wird von der AZ-Onlineredaktion nicht bearbeitet oder geprüft. Fragen und Hinweise bitte an feedback@az-muenchen.de

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