Eklat beim Klimagipfel: Die Armen begehren auf
KOPENHAGEN - „Das reicht nicht mal aus, um genug Särge für die Menschen in den Entwicklungsländern zu kaufen!“ Die G77-Gruppe der ärmsten Länder sucht den offenen Eklat auf dem Klimagipfel in Kopenhagen
Beim Klimagipfel ist der Konflikt zwischen Arm und Reich offen ausgebrochen: Gestern kam es zum Eklat zwischen den Vertreter der G77-Gruppe der Entwicklungsländer und Gastgeberland Dänemark.
Denn Dänemark hatte in den Entwurf für die Gipfelerklärung reingeschrieben, dass die reichen Länder zehn Milliarden Dollar als Anschubfinanzierung für Klimaschutz in armen Ländern bereitstellen wollen. Das halten diese für völlig unzureichend. Lumumba Stanislaus Di-Aping, Sprecher der G77, tobte auf offener Bühne: „Das reicht nicht mal aus, um genug Särge für die Menschen in den Entwicklungsländern zu kaufen!“
"Er will die Interessen der reichen Länder schützen"
Der Sudanese kritisierte vor allem den dänischen Regierungschef Lars Lokke Rasmussen: „Er will einseitig die Interessen der reichen Länder schützen. Sein Textentwurf geht gegen alles, für das wir bei diesem Gipfel eingetreten sind“, so Di-Aping. „Für die Bekämpfung der Finanzmarktkrise ist mehr als eine Billion Dollar bereitgestellt worden“, wetterte er in Richtung Rasmussen. „Wenn die Erderwärmung das größte Risiko für die Menschheit ist, wie können Sie dann die zehn Milliarden Euro erklären?“
Die Dänen bemühten sich um eine Entschärfung und erklärten, es zirkulierten verschiedene Versionen, „um Verhandlungsspielräume auszutesten“. Uno-Klima-Chef Yvo de Boer nannte den kritisierten Text „einen Entwurf für einen kleinen Kreis von Kommentatoren“.
Republikaner wettern gegen "wissenschaftlichen Faschismus"
Hintergrund für den Konflikt ist, dass die Erderwärmung zum größten Teil der Entwicklung der heutigen Industrieländer geschuldet ist – und die armen Länder sagen, dass sie sich nun auch noch entwickeln wollen. Gleichzeitig liegt der Pro-Kopf-CO2-Ausstoß in den reichen Ländern um ein Zigfaches höher als in armen Ländern – doch die Menschen im Süden leiden sehr viel stärker unter den Folgen des Klimawandels.
Auch an anderen Fronten zeigen sich in Kopenhagen so langsam erste blanke Nerven: Konservative US-Republikaner kündigten an, sie wollten auf dem Klimagipfel Front gegen Präsident Obama machen. Der Abgeordnete James Sensenbrenner: „Ich werde in Kopenhagen den Weltführern klarmachen, dass der US-Kongress entgegen allen Versprechungen von Obama kein Gesetz zur Reduktion von Treibhausgasen unterzeichnet wird.“ Der „wissenschaftliche Faschismus“ müsse aufhören.
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