Eine echte Tragödie

Der AZ-Chefreporter über die griechische Dauerkrise
von  Matthias Maus

Krise – Chaos – Katastrophe: Es ist ein Treppenwitz, dass die passendsten Vokabeln für Europas jüngste Sorgen aus der griechischen Tragödie stammen. Die Verwicklungen, in denen Zentralbanker oder Politiker angesichts der griechischen Schuldenmisere stecken, machten einem antiken Dichter alle Ehre, hätte er sie sich denn ausgedacht.

Doch es handelt sich nicht um Fiktion, es ist bittere Realität, dass die Minister in Brüssel nur die Wahl zwischen Übeln haben. „Gutes Geld schlechtem hinterher werfen“, das macht kein vernünftiger Kaufmann. Aber, und das vergessen viele Kritiker: Politiker sind keine Kaufleute, Staaten keine Unternehmen, die man einfach bankrottgehen lassen kann. Das wäre zwar vielleicht logisch, vermutlich aber das noch größere Übel. Niemand weiß, was dann passierte: Kommt es zum Kollaps und zur Revolte auf Griechenlands Straßen zum Beispiel? Fallen die anderen Krisenstaaten?

Kein verantwortungsvoller Politiker in Europa kann das riskieren. Auch nach den Folgen für die Bankensysteme in Deutschland und anderswo müssen nur die Politiker fragen. Nicht aber die akademischen Gscheidhaferl, die alles besser wissen, bis ihr Radikalkurs den Karren an die Wand fährt.

Lassen wir uns nicht täuschen: Es gibt keine einfachen Fragen bei der Griechenland-Tragödie, und es gibt keine einfachen Antworten. Das Spiel auf Zeit ist keine Lösung auf Dauer. Aber vielleicht ist es momentan die beste Idee.

 

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