Ein Feiertag für Kenia

KOGELO - In der Heimat von Obamas Vater muss nach diesem Sieg niemand arbeiten: Der Präsident gibt allen frei. Verbrüderungsszenen zwischen Schwarz und Weiß.
Mit strahlendem Lächeln tritt Sarah Obama vor ihr kleines Haus in dem westkenianischen Dorf. Mit Jubelrufen, Trommeln und Ululu-Schreien gratuliert die Dorfbevölkerung der 86-Jährigen, unter ihnen sind viele Mitglieder des weit verzweigten Obama- Familienclans.
Aus dem Lautsprecher auf einem Kleinbus klingt einer der vielen Obama-Songs, die Großmutter des neuen US-Präsidenten lässt die Hüften schwingen. Humphrey Obama, ein Cousin, ist einer der wenigen Einwohner, der an diesem Mittwoch zur Arbeit muss: Sein Arbeitgeber, die größte Brauerei Kenias, braucht in diesen Tagen viel Gerstensaft. „Black History in the Making“ steht auf dem T-Shirt eines jungen Mannes, der auch zum Grundstück von „Mama Sarah“ gezogen ist.
Barack Obama hat nicht nur US-Geschichte geschrieben. In der ostafrikanischen Heimat seines Vaters fühlen sich die meisten Menschen als Gewinner. Nirgends ist dieses Gefühl ausgeprägter als in Kogelo und in der westlichen Provinz Nyanza, in der die Volksgruppe der Luos lebt, zu denen auch die Obama-Familie gehört. Präsident Mwai Kibaki erklärte den 6. November zum Feiertag: Niemand sollte sich an dem historischen Tag beim Feiern zurückhalten müssen.
"Wir werden für ihn beten"
Auch eine Gruppe von Nonnen ist da, die die ganze Nacht für Obama gebetet hat. „Wir sind so glücklich“, sagt Schwester Mary Odilo. „Ich glaube, dass Obama als Präsident diese Welt ein bisschen besser machen kann. Wir werden weiter für ihn beten.“
Schon am Morgen gibt es Autokorsos durch die Stadt Kisumu, etwa 70 Kilometer von Kogelo entfernt. Alle Amerikaner oder Weiße, die für Amerikaner gehalten werden, werden in den Arm genommen. Wenig glücklich läuft es nur für einen Ochsen auf dem Grundstück von Obama-Halbbruder Malik: Er wird in der Wahlnacht geschlachtet.