Dutzende Tote bei Anschlägen in Pakistan

Pakistan wird von einer Serie terroristischer Anschläge heimgesucht. Im Osten des Landes hat ein Sprengsatz ein Polizeigebäude zerstört. Eine zweite Explosion erschütterte das Büro einer Werbeagentur.
Bei zwei Selbstmordanschlägen in der ostpakistanischen Stadt Lahore sind am Dienstag nach Polizeiangaben mindestens 26 Menschen getötet und mehr als 100 weitere verletzt worden. Der erste Anschlag galt kurz nach Dienstbeginn dem regionalen Hauptquartier des pakistanischen Bundeskriminalamts (FIA). Nach Polizeiangaben starben 22 Menschen, darunter 13 Beamte.
Das achtstöckige Hauptgebäude auf dem Gelände wurde teilweise zerstört. Lahores Polizeichef Malik Iqbal sagte dem Nachrichtensender Dawn: «Ein Fahrzeug voll mit Sprengstoff hat sich gewaltsam den Weg ins FIA-Hauptquartier gebahnt und ist nahe dem Hauptgebäude explodiert.» Das FIA ist für die Ermittlungen bei Selbstmordanschlägen verantwortlich.
Der zweite Anschlag ereignete sich in einer Werbeagentur in der Nähe der Residenz von Asif Ali Zardari, dem Anführer der Volkspartei PPP und Witwer der Ende Dezember ermordeten Ex-Premierministerin Benazir Bhutto. Polizeichef Iqbal sagte, bei diesem Anschlag seien vier Menschen getötet worden. Das nach dem Sohn Bhuttos und Zardari benannte Bilawal-Haus in Lahore dient der PPP, die als Gewinner aus der Wahl am 18. Februar hervorgegangen war, als regionales Hauptquartier. Zardari selber hielt sich zum Zeitpunkt der Explosion nach Medienberichten in Islamabad auf.
Zahlreiche Attentate in Lahore
Der FIA-Regionaldirektor für die Provinz Punjab, Chaudhry Manzoor, sagte, zum Zeitpunkt des Anschlags auf das Hauptquartier in der Provinzhauptstadt habe dort ein Treffen von Geheimdienstvertretern mit FIA-Polizisten stattgefunden. Sie hätten Informationen über einen Selbstmordanschlag auf die Marine-Akademie in Lahore eine Woche zuvor ausgetauscht, bei dem sechs Menschen getötet worden waren. Lahore galt früher als friedlich, ist in den vergangenen Wochen aber immer wieder zum Schauplatz blutiger Anschläge geworden. Bei dem bis dahin schwersten Selbstmordanschlag in Lahore hatte sich am 10. Januar ein Attentäter in einer Gruppe Polizisten in die Luft gesprengt. 21 Beamte und drei Zivilisten waren getötet worden.
«Für dieses Verbrechen gibt es keine Rechtfertigung»
Die Caritas teilte mit, beim Anschlag auf das FIA-Hauptquartier seien vier Caritas-Mitarbeiter schwer verletzt worden. Das Büro der Hilfsorganisation liege ebenso wie ein Kloster und eine Schule gegenüber dem Polizeikomplex. An allen Gebäuden sei erheblicher Schaden entstanden. Die Direktorin der Caritas Pakistan, Anila Gill, sagte: «Für dieses terroristische Verbrechen gibt es keine Rechtfertigung.» Der Präsident des weltweiten Caritasverbundes, Kardinal Oscar Rodriguez, forderte ein Ende der Gewalt. «Wir haben mit großer Trauer zur Kenntnis genommen, dass das Blutvergießen Pakistan weiter destabilisiert.» Der pakistanische Präsident Pervez Musharraf verurteilte die Anschläge. Er sagte, die Taten könnten die Entschlossenheit der Regierung, den Terrorismus mit aller Macht zu bekämpfen, nicht brechen.
Mehr als 60 Anschläge in rund einem Jahr
Selbstmordanschläge in Pakistan haben besonders seit dem Sturm der Armee auf die von muslimischen Extremisten besetzte Rote Moschee in Islamabad im Juli vergangenen Jahres drastisch zugenommen. Seit Beginn des vergangenen Jahres wurden mehr als 60 solcher Anschläge in Pakistan gezählt, die hunderte Menschen das Leben kosteten. Bei einem Selbstmordanschlag Ende Dezember war Oppositionsführerin Bhutto getötet worden. Ihre Volkspartei PPP wird nach dem Wahlsieg künftig eine Koalitionsregierung mit der Partei des früheren Premierministers Nawaz Sharif bilden. (AP/dpa)