Drohung war doch kein Bluff: AOK schmeißt Ärzte raus

Streit eskaliert: Die AOK kündigt den Sondervertrag mit den Bayerischen Hausärzten fristlos - weil die gedroht hatten, geschlossen aus dem Kassensystem auszusteigen. AOK-Chef Platzer schimpfte. Die Patienten zahlen drauf.
von  Abendzeitung
AOK-Chef Helmut Platzer zeigt sich unnachgiebig.
AOK-Chef Helmut Platzer zeigt sich unnachgiebig. © dpa

Streit eskaliert: Die AOK kündigt den Sondervertrag mit den Bayerischen Hausärzten fristlos - weil die gedroht hatten, geschlossen aus dem Kassensystem auszusteigen. AOK-Chef Platzer schimpfte. Die Patienten zahlen drauf.

MÜNCHEN Damit haben die Ärzte nicht gerechnet: Die AOK Bayern hat ihren Sondervertrag mit dem Bayerischen Hausärzteverband fristlos gekündigt. Grund: Zuvor hatten die Hausärzte gedroht, am kommenden Mittwoch geschlossen aus dem Kassensystem auszusteigen. So wollen die Hausärzte die AOK zur Aushandlung neuer Verträge zwingen.

Doch die größte bayerische Krankenkasse macht das nicht mit: „Es ist unmöglich und unzumutbar, mit einem Verband zusammenzuarbeiten, der sich in zentralen Fragen der Sozialgesetzgebung rechtswidrig verhält“, sagte AOK-Vorstandschef Helmut Platzer. An dem AOK-Sondervertrag nehmen bisher 7000 Hausärzte teil, die rund 2,6 Millionen Patienten betreuen. Die Kündigung ist zwar fristlos, die AOK bietet dem Hausärzteverband aber noch eine Frist bis Ende Dezember – damit das laufende Quartal abgewickelt werden kann.

Was heißt das für die Patienten? Grundsätzlich können sich AOK-Versicherte auch weiter von ihrem Arzt behandeln lassen. Allerdings müssen sie auf Zusatzleistungen aus dem Sondervertrag verzichten: zum Beispiel auf Behandlungsprogramme für chronisch Kranke. Und: AOK-Versicherte mussten bisher nur einmal im Jahr zehn Euro Praxisgebühr berappen. Die wird wieder pro Quartal fällig.

Vor einem generellen Ausstieg aus dem Kassensystem hatte zuvor auch Gesundheitsminister Markus Söder (CSU) gewarnt – und den Ärzten die Zähne gezeigt: „Die Rückgabe der Kassenzulassung ist ein One-way-ticket“, sagte er der „SZ“. Wer draußen ist, ist draußen.“ Die Ärzte bekämen kein Geld mehr von der Kassenärztlichen Vereinigung und könnten Patienten nur noch gegen Privatrechnung behandeln. Und: In Bayern herrsche schon jetzt eine Überversorgung mit Ärzten.

Offenbar sind auch die Ärzte gespalten. In den Großstädten fürchten viele um ihre Existenz und wollen einem Ausstieg nicht zustimmen. Hoppenthaller hatte die AOK-Drohungen stets als „Bluff“ bezeichnet: Tausende Ärzte zu ersetzen sei unmöglich. Vielleicht aber doch nicht.

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